© Christoph Benkeser, Frank Jödicke
© Christoph Benkeser, Frank Jödicke

Klebst du noch?

Unser erster Wintersalon am 19. Oktober 2023 im Wiener rhiz hatte viel von dem im Programm, worum es gerade geht, von Kampf ums Klima bis hin zum demokratischen Miteinander im Straßenverkehr. Alles Themen, bei denen skug dranbleibt. Hier zum Nachhören und mit Vorschau auf kommende Attraktionen.

Wir, und damit kann man straflos sagen die Menschheit als Ganzes, befinden uns in einer wirklich einzigartigen Situation. Wir haben den Laden (aka Erde) ordentlich aufgeheizt – die Hockeyschlägerkurve, ihr wisst schon. Mit Beginn der Industrialisierung begannen CO2 und Welttemperaturen zunächst kaum merklich zu steigen, mittlerweile geht alles durch die Decke. So, und jetzt biegen wir das wieder hin oder es wird ganz, ganz ungemütlich. Im Grunde müssten alle Menschen auf dem noch immer blauen Planeten das auch so sehen. Klimawandel zu leugnen, ist bei 30 Grad im Schatten in Österreichs Hitze-Oktober eigentlich nicht mehr möglich. Leider passiert politisch gerade etwas anderes. Rechte Populisten, man findet sie in fast allen politischen Parteien in Österreich, haben das Thema »Klimakleber« entdeckt. Das ist ein richtiger Bringer. Nicht die bevorstehende, die Zivilisation gefährdende Katastrophe ist das Problem, sondern die Menschen, die beharrlich darauf aufmerksam machen.

Fotos © Markus Pawlata / derdritte.net

Letzte Generation und Greenpeace im Dialog

Das ist psychologisch gesehen clever. Während der Umbau des weltweiten Wirtschaftssystems hin zu ökologischer und sozialer Gerechtigkeit als politisch durchaus knifflig betrachtet werden darf, ist das Kriminalisieren von Klimaaktivismus ganz easy. Es gibt das Gefühl, die Kontrolle zu haben, und überdeckt die eigene, selbst wiederum kriminell zu nennende Inaktivität beim Kampf gegen den Klimawandel. Grund genug, die Letzte Generation wieder in den Salon einzuladen und nachzufragen, welcher Umgang sich mit dem Label »Ökoterroristen« finden lässt und wie sich die Militanzdebatte entwickelt. Lässt man sich einschüchtern oder wird man noch radikaler? 

Fotos: skug

Zu dieser Frage gibt es eine Organisation, die sehr viel dazu sagen kann: Greenpeace. Die haben vor vielen Jahrzehnten bereits begonnen, sich abzuseilen und festzuketten (Kleben war damals noch unüblich). Erstaunlicherweise hat Greenpeace den Schritt in die »Verbürgerlichung« geschafft und wird heute, wiewohl immer noch radikal, als Institution weitgehend akzeptiert. Dafür hat Greenpeace auch einiges getan, neben medialer Arbeit ist hier natürlich die eigene Forschung anzuführen. An den Erkenntnissen von Greenpeace führt nicht mehr jeder populistische Kniff vorbei.

Im skug Talk traten somit die jungen Wilden der Letzten Generation und der immer noch junge Klimaaktivismus von Greenpeace in Dialog. Wie Bündnisse schmieden? Lassen sich gesellschaftliche Mehrheiten für den ökologischen Umbau finden? Was wurde erreicht und was muss jetzt geschehen? Kommen wir voran, wenn wir beispielsweise das unsinnige Bleichen von Kaffeefiltern abschaffen (dank Greenpeace) oder geht vieles auch wieder nach hinten los, wenn die Leute ohnehin keine Kaffeefilter mehr verwenden, dafür aber jeden Löffel Kaffee in eine eigene Aluhülle gepresst kaufen (dank George Clooney)? Keine weiteren Worte, einfach in den Dialog einsteigen und hier nachhören: 

Flonky Chonks und Parkwaechter Harlekin 

Mit »Flächendeckend 30« hat Flonky Chonks so etwas wie die Hymne zum Straßenkampf gedichtet, in dem wir alle drinstecken. Bin ich, weil ich mein Mercedes bin? Und unterhalb der Unterkante meiner Windschutzscheibe spielende Kinder nicht mehr sehen muss? Ach ja, es wäre besser, wir wären alle ein wenig langsamer unterwegs, nicht wahr? Vielleicht auch ein bisschen mehr Öko, kann sich der passionierte Radfahrer Flonky Chonks zumindest vorstellen. Hier seine Rhymes zur Lage:

Dann kam der Parkwaechter Harlekin zu Wort, extra angereist aus der HipHop-Metropole Baden bei Wien, und zeigte, wie – kann man ruhig mal sagen – altmeisterlich Gesang, Stimme und Rhythmus eine Einheit werden können im Rap. Jener Sprechgesanghochkunstform, die in der eigenen Küche die Zutaten der Seelentiefe zusammenköchelt und für schlechte Zeiten einfriert, die sonst unbedarft im Gespräch verhauchen. Der Harlekin hat seinen Sprachspiegel dabei und hält ihn gerne unter die Nase des Publikums. Einfach mal reinhören:

Wir sind der Verkehr 

Straßenraum, Klima, psychische Abgründe, damit hatte der Salon jene drei Themen im Gepäck, die zugleich skug verfolgen und von skug verfolgt werden. Und so geht es jetzt mutig weiter: skug wird wieder mal selbst im öffentlichen Raum intervenieren, diesmal gemeinsam mit der Letzten Generation. Das Ganze im Rahmen einer Kunstdemonstration. An dieser Stelle ist die Neugierde grenzenlos, keine Frage, zunächst nur ein Stichwort, die Aktion heißt »Die dunkle Kammer«. Weitere Informationen demnächst auf diesen Seiten. Unbedingt vormerken: Am 11. November 2023 ab 18:30 Uhr gibt es im Café 7*stern die volle Dokumentation in unserer entschleunigten Vernissage »Wir sind der Verkehr« gemeinsam mit dem Zukunftsrat Verkehr und dem Action for Sustainable Future Hub. Unbedingt vorbeischauen! Wir freuen uns auf euch. 

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