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Joan Jordi Oliver

»Enlaire«

Total Silence

Total Silence ist ein brandneues Label aus Köln, das mit Joan Jordi Olivers »Enlaire« dessen Debütalbum veröffentlicht, und beide legen damit einen guten Start hin, so viel gleich vorweg, und ich hoffe, die Veröffentlichung findet ihr Publikum. Kein leichtes Unterfangen, denn das musikalische Feld der Ambient-Elektronik ist üppig bestellt und gleich drängt sich die Frage auf, ob es da noch mehr braucht? Aber was ist das für eine Frage? Erstmal zuhören, dann urteilen. Wie klingt das Album? Um nur ein paar Referenzen auszugeben: Wer mit den ruhigeren Veröffentlichungen aus dem Katalog des amerikanischen Labels Kranky vertraut ist oder mit Arbeiten von Komponist*innen elektronischer Musik wie Tim Hecker, Kyle Bobby Dunn, Christina Vantzou und Windy & Carl oder den Stars of the Lid etwas anzufangen weiß, sollte hier einen Zeh ins Klangbad halten. Überwiegend langsam, ruhig und behutsam entfaltet sich die Musik, die genug Details und Dynamik enthält, um nicht gänzlich im Hintergrund zu verschwinden, und zu aktivem Zuhören einlädt. Nun ist es durchaus das Anliegen von Ambient-Musik, in den Hintergrund zu treten, das Wort Klangtapete ist mitnichten ein abwertendes, aber »Enlaire« ist kein reines Ambient-Album, jedenfalls nicht im klassischen Sinne der einschlägigen Werke von Brian Eno, dazu legt die Musik im Verlauf zu sehr zu, drängt nach vorne und fordert Aufmerksamkeit ein. Zu Recht, möchte ich meinen. Wie genau die Kompositionen erstellt sind, das erschließt sich nicht, die Informationen auf der Plattenhülle sind spärlich, aber letztlich ist das auch nicht entscheidend. Um jenseits dieser nüchternen und registrierenden Einordnungsversuche etwas blumiger für das Album zu sprechen: In Summe ist »Enlaire« eine – wenn man so will – zur Jahreszeit durchaus passende, mild-sonnige und frühlingshafte Veröffentlichung. Musik, die als Soundtrack sehr gut geeignet ist, um das erste Mal nur im T-Shirt und ohne Jacke im Garten zu sitzen und sich den Winter aus den Knochen treiben zu lassen.

Home / Rezensionen

Text
Holger Adam

Veröffentlichung
19.04.2022

Schlagwörter

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