imperial triumphant-cover
Imperial Triumphant

»Spirit of Ecstasy«

Century Media

Was wäre das musikalische Äquivalent von New York? Folgt man Imperial Triumphant, müsste ein solches desorientierend, repugnant und mit kultureller Symbolik überfrachtet sein. Nur wer sich an die Exzesse der Metropole gewöhnt hat, kann sich auf ihren arhythmischen Puls einstellen. Den Pitch dazu hat das Trio vermutlich in einem der 64 Aufzüge des Empire State Building vorgebracht: Death Metal in der Tradition von Gorguts, gemischt mit Free Jazz und Neuer Musik, dazu die lyrische Überidentifikation mit reaktionären Themen wie Dekadenz und dem Ruin utopischer Vorstellungen. Und damit wirklich niemand auf die Idee kommt, die nächste Dinner-Party mit dem »Spirit of Ecstacy« aufzupeppen, hat das Ganze einen dynamischen, Laptop-Boxen bestrafenden Master. Wie den Big Apple muss man Imperial Triumphant nicht mögen. Aufregend ist die »tour de force« der Yankees gleichermaßen. »Tower of Glory, City of Shame« gibt einen Vorgeschmack auf das, was Neugierige erwartet: Auf ein orchestrales Intro folgen dissonante Riffs, gebieterischer Gutturalgesang und die spleenigen Rhythmen von John-Zorn-Drummer Kenny Grohowski. Modernistische Obertöne gesellen sich hinzu. Nach vier Minuten geduldiger Motiventwicklung wechseln wir ins elektronische Register. Zu nebelhaften Klängen schreit sich Langzeit-Kollaborateurin Yoshiko Ohara die Seele aus dem Leib. Drei Minuten an Death-Metal-Riffs, Noise-Freakouts und Polizeidurchsagen sind noch ausständig. Überfluss ist hier Stilelement und Ethos, macht »Spirit of Ecstasy« aber streckenweise langwierig. Der Gewaltmarsch hätte an einigen Stellen Kürzungen vertragen. Insbesondere das exzentrische Portal-Denkmal »Bezumnaya« stört den Flow des Trips und kann getrost übersprungen werden. Alles in allem fallen Imperial Triumphant mit ihrem fünften Album unter das eigene Niveau. Dass sie damit zwischen den Größen New Yorks immer noch herausragen, beweist nur ihre monumentalen Ambitionen.

favicon
Nach oben scrollen