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Travis & Fripp

»Follow«

Panegyric Recordings

Es gibt eigentlich nichts, was Robert Fripp in seiner über 40 Jahre währenden Schaffensphase ausgelassen hätte, au&szliger vielleicht, sich nach getaner Arbeit entspannt zurückzulehnen. Seiten füllen die Listen der wegweisenden Platten, bei denen das – der Ausdruck sei verziehen – Gitarrengenie seine Finger im Spiel gehabt hat. Auch heute, mit 66 Jahren, ist die Kreativität des Briten alles andere als versiegt. »Follow«, seine aktuelle Kollaboration mit dem Flötisten Theo Travis, gesellt sich zu Fripps schönen Instrumental-Platten der letzten Jahre, auf denen er Begriffe wie »atmosphärisch« oder »meditativ« ästhetisch drapierte. Genial, wie in »When The Rains Fall« übereinander geschichtete Flöten und Delay-Gitarren gleichsam als Feuervögel der Verhei&szligung himmelwärts ausbrechen. Ebenso faszinierend ist »Hear Our Voices«, von Travis allein auf Flöten vorgetragen, und in gedrosselter Lautstärke zärtlich einen tonalen Mittelpunkt umspinnend. Sogar die Atemzüge des Künstlers sind zu vernehmen. Einen sinnvollen Kontrast dazu stellt »1979« dar, eine Komposition Fripps, die den Gitarristen im titelgebenden Jahr beim Experimentieren mit den berühmten Frippertronics-Loops zeigt. Ein breites sonisches Spektrum bekommt hier mit gutem Atmo-Bodensatz seinen Raum. Der ansonsten etwas fragwürdige Steven Wilson (Porcupine Tree, No-Man) hat sehr sensibel und gerade dadurch kraftvoll produziert, was vor allem in Stücken wie »Return To Saturn« oder »Soaring And Gliding«, die in ihrer Vielschichtigkeit überraschen, positiv auffällt. Einen kühleren Touch gibt »Rotary Symmetrical« dem Album. Fühlt man sich zu Beginn klanglich noch angenehm an Soft Machine von ca. 1972 erinnert, hält man spätestens beim Einstieg der Heavy-Gitarren erst einmal inne. Alles in Ordnung bei Fripp? Doch diese Eruption weist nur im Ansatz auf das hin, was im finalen »So There« abgeht. Dampfwalzen-Riffs morsen SOS an ebenfalls in Seenot geratene Blasinstrumente. Rettung nicht in Sicht. Am besten gar nicht danach fragen, was da gerade passiert ist. Einfach toll finden, dass Fripp immer noch ein ziemlich guter Spinner ist.

Home / Rezensionen

Text
Gabriel Mayr

Veröffentlichung
05.12.2012

Schlagwörter

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