younghusband_-_dromes.jpg
Younghusband

»Dromes«

Sonic Cathedral

Diese Band taucht aus dem Nichts auf. Die CD kommt im billigen Plastiktascherl mit genormtem Promo-Cover daher, auch von einem Pressetext ist weit und breit nichts zu sehen. Anfangs will ich gar nicht reinhören in »Dromes«, dieses enigmatisch betitelte Album. Aber wie immer bekomme ich ein schlechtes Gewissen; es hat die Band doch sicherlich Mühe gekostet, die Platte zu veröffentlichen. »Running Water« heißt der erste Song und er lässt mich beim Aufräumen meines Zimmers kurz innehalten, um genauer hinzuhören. Das ist gut! Zarte Andeutungen von Post Rock türmen sich zu einem polyphonen Mahlstrom, der ganz auf die erregende Wirkung von Repetition baut. Mit dem folgenden »Comets Crossed« lasse ich das Saubermachen ganz sein und schaue mir nochmal dieses nichtssagende Cover an. Younghusband nennt sich die Band. Das Internet offenbart mir, dass die durchaus gehypt werden; die Diskursplattform The Quietus zeigt sich entzückt und der NME Radar erklärt sie immerhin zur Band Of The Week. Zu Recht. »Dromes« ist der vorläufig poppigste Baustein in einem ganzen Mosaik hypnotisierender Platten der letzten Monate. Ende 2013 darf man offensichtlich wieder auf das warme Flirren von Synthesizern, die Sogwirkung von Spacegitarren und viel Echo vertrauen, wie Hookworms und auch die kantigen Suuns vorzeigen. Younghusband ist aber wie gesagt das Pop-Hemd doch ein Stück näher als der – ähm – Space-Rock. So könnte beispielsweise »Wavelength« auch Wires »Chairs Missing« entnommen sein, vorausgesetzt deren damalige Punk-Glutnester hätten sich an irrlichternder Shoegazeromantik entflammt. Doch freilich wird auch den großen psychedelischen Meistern die Referenz erwiesen, etwa mit dem schlicht »*« benannten, ersten von zwei Instrumentalstücken, das an »Pow R. Toc H.« von Pink Floyd nach der Umweltverträglichkeitsprüfung erinnert. Insgesamt ergibt das eine sehr feine Platte, die einen allerdings beim ersten Hören eher vom Hocker zu reißen vermag als bei folgenden Durchläufen. Ûber all den schlau gesetzten Querverweisen haben Younghusband nämlich die entsprechende Eigenständigkeit etwas außer Acht gelassen. Vielleicht ist es der eine überlebensgroße Song, der auf »Dromes« nicht enthalten ist, oder die thematische Klammer die dem Album abgeht, aber es will einfach nicht auf ganzer Linie überzeugen. Younghusband sind eine gute Band, doch manches was hier schimmert erweist sich bei näherem Hinsehen als Talmiglanz. Der erwähnte Titel der Band Of The Week ist somit unfreiwillig programmatisch.

favicon

Home / Rezensionen

Text
Gabriel Mayr

Veröffentlichung
10.01.2014

Schlagwörter

Nach oben scrollen