Headerimage Placeholder

Costes Kommt! – skug presents: »Der Heilige Jungfrauenkult«

Warum eigentlich nicht mit einer Geschichte beginnen? Im frühen XX. Jahrhundert leben in Paris, in Frankreich, zwei Personen namens Jean-Louis Costes. Sie sind beide ganz gegensätzliche Charaktere, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.

Ein Costes dirigiert ein Imperium des gehobenen Geschmacks (mit Hotels und Suiten, hippen Clubs, Luxusartikeln, Mode und was sonst noch ohne tiefere Bedeutung ist). Sein Reich liegt im Herzen der Altstadt zwischen Oper und Place Vendôme. Seine letzte Compilation, die mit dem Titel »Hotel Costes« auf den Markt kommt, verkauft sich gut.
Im Gegensatz dazu ist unser Jean-Louis Costes ein Heiliger, er geht zu Fuß oder benützt die öffentlichen Verkehrsmittel, er kümmert sich um die Armen und Kranken, er haust in einem Keller in der Banlieue (Saint-Denis) inmitten von Hunderten verschiedenen Ethnien, Flüchtlingen, Immigranten ohne Papiere und ohne Zukunft. Er verlässt sein Zuhause niemals ohne triftigen Grund. Er arbeitet Tag und Nacht, und in seiner Küche findet man nur eine Gabel, ein Messer, einen Löffel, einen Teller und ein Glas. Sein letztes Album, das den Titel »Bible and Machine Gun« trägt, begeistert die Fans rund um den Globus.

Meine Damen und Herren, die Show, die Sie sehen werden, ist in vieler Hinsicht herausragend. Wir müssen Sie somit bitten, sich gründlich vorzubereiten, um dem besten Theater unserer Zeit gewachsen zu sein. Legen Sie all Ihre Vorurteile ab und seien Sie auf etwas vorbereitet, das sie mit Molière und Brecht, Houdini und de Sade oder Mozart und Voltaire begraben glaubten. Geschrieben, gespielt, inszeniert, von der Musik bis zur Ausstattung eine Eigenproduktion wie seit zwanzig Jahren schon, diesmal nur unterstützt von einer Schauspielerin und einem Schauspieler, meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie den großartigen, fabelhaften, unerschrockenen Jean-Louis Costes I., der noch nie in Wien aufgetreten ist!

Der Meister nennt sein Kunstwerk nicht ohne Grund »Opéra Porno-Social«. Eine Oper, in der Tat, die Lieder, die musikalische Komödie, die Balletteinlagen werden Ihnen gefallen. Pornographie bedeutet hier, an allen Moralvorstellungen und Tabus unserer armen Gesellschaft zu rühren, also nicht Live-Sex, sondern eine sehr konkrete Vorstellung von unserem menschlichen Schicksal, das vermutlich Adam und Eva besiegelt haben. Und nicht zu vergessen: sozial. Jawohl, sozial wie die Menschen, die sich erheben, um Könige zu entthronen und kleine Chefs vom hohen Ross zu stoßen. Sozial wie Sie, wie ich, wie wir alle.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, welche (kleine) Erfahrung ich bei den Shows von Costes immer mache. Die meisten Leute, die dieses Theater nicht kennen, können sich nie vorstellen, was sie erwartet. Sobald sie es aber kennen, können sie es kaum erwarten, die nächste Vorstellung zu sehen. Bitte kommen Sie ins Grand Guignol von Costes, machen Sie sich auf den Weg, Ihr Leben könnte sich in dieser Nacht grundlegend verändern!

CE N’EST PAS DE L’ART, C’EST LA V??RIT??

Infos zu Jean-Louis Costes
>> http://costes.org/

Neue Show:
LE CULTE DE LA VIERGE
HOLY VIRGIN CULT
Opéra Porno-Social
2003

Text & Musik: Costes
Regie: Costes & Nesi
Kostüme: Toda & Monfort
Maske: Gwe sur le fil
Art Design: Nesi & Costes
Computer-Graphik: Allemane
Predigten: Darline Monfort
Gebete: Live-Improvisationen

mit
Costes
Giulio Nesi
Darline Monfort
Marie-Claire Cordat

Tourdaten Österreich:
Kulturgasthaus Bierstindl, Innsbruck, 13. April 2003
WUK, 15. April 2003

IT’S NOT ART, IT’S TRUTH

Home / Musik / Artikel

Text
Friederike Kulcsar (Übersetzung), Noël Akchoté

Veröffentlichung
30.03.2003

Schlagwörter

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an unseren Verein zur Förderung von Subkultur. Vielen Dank!

Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen