Will Oldham hat sich eine besondere Freude gemacht: Auf seinem soeben erschienenen Album arbeitete er mit dem v. a. in Country-Kreisen hoch geschätzten Produzenten David R. Ferguson zusammen. Mit »Ferg« hatte er einst bei den Aufnahmen seines Klassikers »I See A Darkness« im Duo mit Johnny Cash (2000) zu tun gehabt. Nun verhalf er Oldham, »the best band you can get in Nashville right now« für eine Session zu finden, in der das Songwriting vorrangig gemeinsam vonstattenging – dies eher ungewöhnlich für Oldham. Mit Session-Musiker*innen aus Country Capitol Nashville hatte er allerdings schon beste Erfahrungen auf »Sings Greatest Palace Music« (2004) gemacht. Ein fantastisches Album; und meiner Meinung nach eines der wenigen überhaupt, auf dem quasi auf Hochglanz polierte bzw. produzierte Versionen neben den brüchigen, rauen Originalen (von Oldhams erster Band Palace Brothers) bestehen können. Mit dem neuen Album kann ich mich nicht ganz so durchgängig anfreunden. Der Opener »Turned To Dust« fragt: »Can’t we all just get along, as life keeps rolling on?« Und bis zum Closer »Our Home« wird immer wieder fidel (betont mit Violine) eine versöhnliche Hand den Nächsten ausgestreckt. Aber es ist wohl gerade ein schlechter Zeitpunkt für überwiegend versöhnliche Töne. Spätestens seit »Lie Down In The Light« (2008) gefällt sich Oldham bzw. seine Bonnie-Prince-Persona immer wieder darin, Country-Idyllen zu erschaffen, die scheinbar ungebrochen von Glaube, Liebe, Hoffnung künden. Konservative Kompatibilität durchkreuzte er aber doch in schöner Regelmäßigkeit; weniger mit dem Schatten seiner einstigen »Darkness« als mit Songs, in denen er sich als spitzbübischer Beardo-Weirdo inszenierte. Diesmal lässt er ernste Themen wie menschenverursachte Umweltverschmutzung auch vom konservativen Country-Haudegen John Anderson mit intonieren (»Downstream«). Und im Bierzelt-tauglichen Dreivierteltakt schunkelt »Guns Are For Cowards« in Richtung NRA. Das hat schon auch was von: Wir sagen euch Dinge, die uns wichtig sind, in eurer Sprache. Aber ob »Purple Bird« über das Indie-Publikum hinaus auch den Country-Mainstream erreichen wird, bleibt wohl abzuwarten. Der kann vermutlich mit den Zwischentönen in großen Billy-Songs wie »London May« wenig anfangen.

Bonnie »Prince« Billy
»Purple Bird«
Domino

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