Der Mensch ist, meinte Friedrich Schiller, nur da ganz Mensch, wo er spielt. Verspielt ist das neue Album des Wiener Duos Marta Beauchamp und Stefan Geissler allemal. Auf 19 Tracks bietet »0_00_0__0« ein Potpourri aus Electronica, Ambient, Sound Art und Italo Pop. Es ist ein leichtfüßiger Modernismus, der intellektualistische Prätentionen mit trötenden Synthesizern, neckische Rhythmen und augenzwinkernde Lyrik verabschiedet. Dabei strahlt die Kooperation eine einnehmende Freude am Experimentieren mit musikalischen Formen aus. Dies zeigt sich unter anderem an der Sequenzierung von »0_00_0__0«: Das Album ist durch eine zyklische Abfolge von Cage-artigen Stücken für präpariertes Klavier, knisternd-abstrakten Arrangements, melodischen Tracks und melancholischen Texturen gekennzeichnet. Zusammen mit konzisem Songwriting macht dies »0_00_0__0« zu einem durchstrukturierten Werk, dessen Eklektizismus eine gewollte Konsequenz künstlerischer Entscheidungen ist. So entstehen einprägsame Effekte. Wenn Stefan Geissler auf dem Pop-Track »du sagst mir was du denkst« vom Koksen auf der Donauinsel singt, erhält seine Falco-esque Lyrik eine Schlagkraft, die sich aus dem Kontrast zu den vorhergehenden Instrumentalstücken speist. Gleichzeitig bedeuten manche künstlerischen Freiheiten auch Einschränkungen auf Seiten der Hörer*innen. Bei einem guten Audio-Setup sind die minimalistischen Sound-Art-Arrangements mit ihren subkutanen Bässen willkommene Ruhepole. Mit Laptop-Boxen oder bei Hintergrundlärm sind sie – im wörtlichen Sinne – teilweise unhörbar: Im Straßenverkehr dachte ich, meinem Player sei der Akku ausgegangen. Wer dennoch gewillt ist, sich auf »0_00_0__0« einzulassen, wird mit einer kaleidoskopischen Klangkunst belohnt. Aus ihm spricht eine kindliche und damit zutiefst menschliche Verzückung am Musizieren.
Im Mai können Interessierte beauchamp*geissler mehrmals live auftreten sehen, alle Termine finden sich unter: http://bg.klingt.org/live.html
