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»AUN – Der Anfang und das Ende aller Dinge«

Ein großer Entwurf, aber leider kein großer Wurf: Edgar Honetschlägers Parabel »AUN« kommt über das Esoterik-Kitsch-Level nicht heraus.

Edgar Honetschlägers letzte längere Filmarbeit liegt schon einige Jahre zurück. Sein wunderbarer Filmessay »Il mare e la torta« stammt aus dem Jahr 2003. Es ist ein subjektives Porträt Siziliens mit dokumentarischen und inszenierten Szenen, Interviews und Musik – ein Meisterwerk, welches das Publikum staunen lässt und lächeln. Einer der Ausgangspunkte war, dem prägenden Sizilien-Bild Johann Wolfgang von Goethes andere Bilder und Geschichten entgegen zu setzen. (»Johann Wolfgang von Goethe, der alte Stinker, hat die fadesten Sachen über Sizilien geschrieben. Und doch hat es Generationen von deutschsprachigen Schriftstellern und Malern beeinflusst«, so Edgar Honetschläger in einem Regiestatement). »AUN – Der Anfang und das Ende aller Dinge« hat, wie der Titel schon klar stellt, einen umfassenderen, um nicht zu sagen all-umfassenden Anspruch. Erzählt wird eine symbolhafte Geschichte, die in der Auslöschung der Erde endet. Parallel dazu zeigt der Film eine positive Utopie der Harmonie von Mensch und Natur.

Neue Mythologie – alte Stereotype

»Aun« bedeutet Anfang und Ende der Welt, in Honetschlägers Film ist es auch der Name eines Mannes, nämlich des Sohnes des Erfinders Sekai (= Welt) und dessen Frau Hikari (= Licht). Ein westlicher Wissenschaftler namens Euklides sucht den untergetauchten Aun, von dem er sich Kenntnisse holen will, um bedeutende Entdeckungen machen zu können. Euklides Assistentin und Frau, Nympha mit Namen, ist ihm bei der Suche behilflich. Die sprechenden Namen der Hauptfiguren weisen auf metaphysische Ebenen und in der Tat war es Honetschlägers Anspruch, einen eigenen Mythos zu schaffen. Dazu bediente er sich an Bruchstücken westlicher und östlicher Philosophie, zitiert shintoistische Glaubenssprüche, orientiert sich an Claude Lévi-Strauss ebenso wie am Anthroposophen Fosco Maraini und einigen anderen. Von Grimms Märchen bis zum Manga-Comic hinterlie&szlig allzu vieles Spuren in Honetschlägers Arbeit, ohne stimmig miteinander verbunden zu sein. Leider benutzte der Multimedia-Künstler auch die abgegriffensten Stereotype. Eine Auswahl: Der faustische Wissenschaftler und die intuitive und aus Liebe handelnde Frau, der Moloch Mega-Metropole und der friedliche, stille Urwald. Linkisch flattert auch noch ein Schmetterling durch die Szenerie. Insgesamt erreicht der Film ästhetisch wie inhaltlich nur das Niveau von abgeschmackter Esoterik-Mythologie und -Ikonographie. Kombinationen wie z.B. Meer und Torte sind zum Glück weniger anfällig dafür, in den Sog von New Age zu geraten.

»AUN – The Beginning And The End Of All Things«: Japan/Üsterreich 2011. Regie: Edgar Honetschläger. DarstellerInnen: Hiyori Yuki, Rosanne Mulholland, Saito Yosuke, William Ferreira u.a. Musik: Christian Fennesz

Derzeit in österreichischen Kinos

Home / Kultur / Film

Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
31.05.2011

Schlagwörter

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