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Black To Comm

»Alphabet 1968«

Type/Boomkat/Morr/Hoanzl

Marc Richter, Chef des feinen Hamburger Labels Dekorder, lässt sich mit seinem Musiker-Alias auf präzise durchorganisierte, organisch fließende Landschaften ein: Düster gefärbte, analoge Ambient-Flächen werden hier aufgezogen im Spannungsverhältnis zwischen abstrahierten Elektronikdeutungen von Psychedelic und Schlacken von Drone-Metal. Ein wild wirbelnder Gerätepark aus Kurzwellenradios, Vinylrauschen, Stahlperkussion, Glockenspiel und Gamelan steht bereit, Jonna Karanka (Kuupuu) und Renate Nikolaus (Hasenbart) setzen Akzente an Piano, Stimme, Geige und Gitarren. Es ist eine willentlich anachronisierte Musik zwischen archaischer Mystik und Computerzeitalter, losgelöst von aktualitätshetzenden Parametern, vielmehr eine Zusammenstellung akustischer Bewusstseinszustände. »Musik für alle«, ein Track mit melancholisch-romantischen Harfen-Loops, könnte von einer vergilbten Postkarte eines Jahrmarkts der Jahrhundertwende herüberwehen, »Void« verdichtet schlingernde Slow-Motion-Gitarren-Feedbacks zu einem bedrohlichen Soundtrack, bevor mit »Hotel Freund« ein schließlich doch noch versöhnliches Ende in filmreifer Abblende dräut. Aber wie das ganze Album ist dieser Schluss gespickt mit Stolperfallen. Siehe dazu auch die Nummer »Forst«, die den Wald ähnlich ambivalent kartografiert wie Wolfgang Voigt. Pure, imaginäre Klangwelten.

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