Mark E. Smith, Gründer und alleiniger Vorstand des losen Moll-Punk-Konsortiums The Fall, gilt gemeinhin als einer der letzten Überlebenden des Punk. Während seine Fans zu wissen glauben, Smith hätte das erfunden, was wir heute retrospektiv gern als »Independent« bezeichnen, behaupten böse Zungen, er hätte nie etwas anderes erfunden als sich selbst. Wie dem auch sei: The Fall klangen immer nach The Fall. Ihre Live-Gigs sind seit jeher Pflicht, und sei es nur, um nachzuprüfen, ob der ältesten Punk-Qualle dieses Planeten zwischenzeitlich Tentakel gewachsen sind.
Mit seinen scharfzüngigen Texten lieferte Gil Scott-Heron die Blaupause für den späteren Rap. Aufrechte Botschaft und markante Stimme machten ihn zu so etwas wie dem Sprachrohr des schwarzen Amerika, einem Black Panther des Soul.
The Church spielen am kommenden Freitag, 13.4.2007, in der Szene Wien ihr erstes Üsterreich-Konzert ever – angesichts einer fast dreißigjährigen Bandgeschichte und beinahe ebenso vielen Alben eine Besonderheit. Steve Kilbey, Sänger und Bassist der legendären Band, unterhielt sich mit skug über ihren zweiten Frühling, surreale Texte und Kommerz.
Die Zeit der Reissues im Bereich Acid Jazz ist längst herangebrochen. Auch das gleichnamige Label geht derzeit seinen Backkatalog durch und bringt Klassiker von Mother Earth und Galliano neu auf den Markt. Ein weiteres Revival? Wohl kaum. Aber wie steht es eigentlich um die aktuelle Nujazz-Bewegung? Nicht schlecht, könnte man meinen, betrachtet man zwei aktuelle…
Zwei Mal sieben von zehn möglichen Punkten für solides skandinavisches Handwerk. Während sich die schwedischen Haudegen von TSOOL nach drei Jahren schöpferischer Pause zurück melden, ist es für die in ihrer dänischen Heimat als die Gitarrenpop-Hoffung gefeierten Saybia das Mayor-Debut. Beides hört man deutlich. Unbestritten größtes Verdienst von TSOOL ist es, Psychedelik durch Schweinerock geerdet…
Verwirrung erst einmal: Zum Leidwesen der Band selbst wird in einem Spiegel-Artikel durch eine Bildunterschrift der Eindruck erweckt, es handle sich bei Nylon um ein Side-Project von Micatone-Sängerin Nina Bassenge. Auf dem Album dann keine Spur von der Berliner Jazz-Chanteuse. Enthülltes Pseudonym oder schlichtes Versehen? Ersteres stellt sich nach eingehender Recherche heraus. Lange freilich hätte…
monta Zwei wenn auch aus unterschiedlichen Gründen wirklich gelungene Sampler der Industrial-Pop-Ikonen Ministry beschert uns dieser Tage das US-amerikanische Label Ryko. Auf »Early Tracks« klingt manches zwar, als habe es Trevor Horns vielbeschäftigten Ohren nicht standgehalten und deshalb den Weg auf ein Frankie Goes To Hollywood – oder noch treffender – Propaganda-Album knapp verfehlt, doch…
»I’m dope, you know it, I’m dope!« behauptet McEnroe, 26-jähriger Rapper aus Vancouver. Wenn das jemand behauptet, der in seinen rein instrumentalen Stücken so klingt wie einer, der das verbotene Wort sogar im Namen trägt – die Rede ist von Kenny Dope Gonzales, bevor er beschloss, sich von nun an vorwiegend um Schinkenstraßen-Latino-House zu kümmern…
Mitunter gelingt es auf dem absteigenden Ast befindlichen Künstlern, sich gegenseitig helfend unter die Arme zu greifen. Luc Besson, dessen letzter gelungener Film noch länger zurück liegt als Massive Attacks letztes gelungenes Studio-Album, schenkt uns dieser Tage einen neuen Film. Sein Titel »Danny The Dog« lässt einiges befürchten. Man denke nur an Paul Austers »Timbuktu«:…
Dass eine ehemalige New Order-Coverband, die Oasis als größtes Vorbild nennt, in der Fachpresse mit derart vielen Vorschusslorbeeren bedacht wird, macht stutzig. Zu Recht: Hundert Punkte für das ambitionierte Revival flächendeckend eingesetzter Europe-Keyboards Marke Kurhalle Oberlaa abzüglich fünfzig Punkte für in Pose erstarrte Stadion-Hymnen a la Go West, ergibt nämlich bloß fünfzig Punkte und damit…
MICHEL WAISVISZ, Leiter des Amsterdamer STEIM-Instituts und Weggefährte von Laurie Anderson und Steve Lacy, legt sein erstes Album seit 1978 vor. Die sorgfältig editierten Live-Mitschnitte von »In Tune« (Sonig/Roughtrade) sind erstaunlich vielseitig, von Blasmusik bis Dub reichen die Einflüsse. Und darin liegt wohl auch das größte Problem des Albums: Bewusst beiläufige Sound-Fragmente vermögen streckenweise zwar…
Das mit Abstand längste Wochenende sollte das letzte werden. In der Korneuburger Werft, einer etwas kleineren Halle im Vergleich zu Krems, wartete fünf Tage Programm, das aus allen Ecken und Enden der Musikwelt (und darüber hinaus) zu schöpfen wusste, auf die Gäste.
Acid Jazz ist tot, sagen viele. Trotzdem lebt Gilles Peterson und legt jeden Sonntag Platten für uns auf, die zwischen dem, was von Trip Hop und Jazz noch übrig ist, hin und hermäandern. Ein bloß vermeintlicher Widerspruch, denn ab und an will die Fusion zwischen Jazz, Chill-Out und Dance-Pop immer noch gelingen (Two Banks Of…
Dass eine Band, die seit ihrem kommerziellen Höhepunkt gegen Ende der 80er hauptberuflich damit beschäftigt ist, das eigene Songmaterial zu dekonstruieren, ihr jüngstes, mittlerweile 17. (!) Album »Forget Yourself« nennt, kann durchaus programmatisch verstanden werden. Nach dem letzten eher enttäuschenden Release der einst Genre-bestimmenden Australier war eigentlich nichts mehr zu erwarten. Es schien fast, als…
Jetzt heißt es tief durchatmen: Durch den »Monstar«-Virus droht das Ende der Welt. Gottlob stemmen sich die beiden Kunstpersonen Coheed und Cambria, die Eingeweihte schon auf dem Erstling des New Yorker Emo-, Hardcore-Quartetts um Sänger und Gitarrist Claudio Sanchez quälten, auch auf dem Follow Up dagegen und waten durch Unmengen von Blut. Pathos on the…
Galten Laika nicht einmal als die Hoffnung des intelligenten, songorientierten TripHop? Waren sie nicht die Band, von der man insgeheim hoffte, sie würde aufgrund ihrer beachtlich sperrigen Texte als eine der wenigen die 90er überdauern? Auf ihrem Erstling jedenfalls geriet die Düsternis nicht zur starren Pose vergleichbarer Produkte, sondern wurde als stimmig melancholisches Trägermedium für…
Über die »Tour de France-Soundtracks«, Kraftwerks erstes Album nach 17 Jahren, wurde in den letzten Wochen viel geschrieben. Nur wenig davon stimmt. Die Zeit scheint reif für eine Richtigstellung.
Sascha Ring, Co-Chef von Shitkatapult, hat nun unter dem gleichsam irreführend wie martialischen Namen »Apparat« sein drittes Album vorgelegt. Ein opus magnum im wahrsten Sinne des Wortes, das wohl auch seine beiden Vorgänger in einem neuen Licht erscheinen lässt. Wer glaubte, Shitkatapult stehe seit jeher nur für Frickeln und Knarzen, wurde schon bei einem wunderbaren…
Ursula Rucker, feministische Aktivistin, Ikone des Phillie-Sounds, Spoken Word-Poetin und Mutter, schenkt uns nach »Supa Sista«, auf das sich trotz wenig erfolgversprechender Positionierung zwischen Hip Hop, Nu Soul und Lyrik damals Kritik wie Publikum gleichermaßen einigten, mit »Silver Lead« ihr zweites Album. Mit dem Vorgänger schloss sie unbestritten jene große Lücke, die seit dem Abgang…