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Ernst Molden

»a so a scheena dog«

Monkey Music

Ein Schritt zurück oder weg vom Gewohnten kann auch in anderen Zusammenhängen Erquickliches zutage fördern. Im Fall von Ernst Molden ist es der Verzicht auf seine bestens geschmierte Band plus Gesangspartner (Willi Resetarits und Ingrid Lang), mit denen er in Üsterreich bereits jedes noch so versteckte Hochgebirgstal abgegrast hat. Unterwasser-Performances würden noch fehlen, gestalten sich in der Umsetzung aber eher schwierig und Publikum wäre vermutlich auch kaum zu finden. Es geht also ans Eingemachte: Gitarre, Stimme, Mundharmonika. Just the Singer and the Song. Der Aufnahmeprozess wurde analog gehalten, und so ist es nur konsequent, dass »asasd« als (auf 1000 Stück limitierte) Vinylplatte inklusive CD für den Instant-Gebrauch erscheint. Der Wiener Dialekt als »unpackbare Popsprache« (Molden) ist dem aus bürgerlichem Elternhaus stammenden Dichter und Musiker inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Sogar das Kratzen in der Stimme klingt nicht mehr aufgesetzt, wie das noch in seinen hochdeutschen Anfängen der Fall war. Tatsächlich ist das Wienerische als Knetmasse für Poplyrik dem eckigen Hochdeutsch haushoch überlegen. Inhaltlich widmet Molden sich den scheinbar kleinen Freuden/Dingen des Lebens, die jedoch in ihrer Gesamtheit im Sinne eines hermeneutischen Zirkels das ganze Leben repräsentieren. Figuren wie die unheilbringende »wei&szlige frau« oder »da weana« (mei schiacha freind) sind unbestimmt zwischen Realität, Mythos und Märchen angesiedelt und appellieren damit an die Imagination des Publikums. Nichts wird hier vollends ausgeleuchtet, Raum für das Narrenkastlschaun wird aufgerissen, was nicht zuletzt ein Merkmal gelungener Ver-Dichtung der Sprache ist. Als leidenschaftlicher Stadttopograph und Seismograph für Stimmung und Atmosphäre wird etwa das Treiben im »cafe ministerium« besungen, der Natur wird in »wossa und schdana« oder »es besde bachal da wöd« Referenz erwiesen. Am eindringlisten geraten ist das bluesige »matzleinsduafa blods«, in dem man das besonders in der Nacht spooky Ambiente dieses stadtplanerisch besonders menschenunfreundlichen Platzes bzw. dessen Unterführung förmlich spüren kann. Lakonisch und doch auf wundersame Weise lebensfroh präsentiert sich dieser Songzyklus, dessen mit gitarristischer, aber eben nicht virtuosierender Könnerschaft begleitete Miniaturen sich unerbittlich durch die Gehörgänge ins Gehirn schrauben, wo sie sich nachhaltig festsetzen. Diese Platte hätte auch H.C. Artmann gefallen.

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