Wie einem Handbuch für »So bastle ich den perfekten Synthie-Punk-Hit fürs neue Jahrtausend« entnommen, startet diese Platte mit einem analogen Oktav-Bass, der nach wenigen Sekunden von in Sachen Einfachheit und Tightness an die guten alten DAF erinnernden Beats vorangepeitscht wird. Dann monoton sägende Gitarren und Einsatz von Sängerin Zoe Meißner. Ich will nicht Mia. sagen, kann’s mir im ersten Moment allerdings nicht verkneifen. Youth Power mit Casio Core in 80er Legwarmers … das kennt man ja.
Diese Elemente stellen jedenfalls auch beim Hamburger Duo Spillsbury folgend die roten Fäden durch ihr vom Lado-Hausproduzenten Chris von Rautenkranz angefertigtes Debütalbum dar. Alltag dient als Zielscheibe eskapistischer Momentaufnahmen (»Wenn wir es jetzt nicht wagen schaffen wir es nie mehr raus. Raus aus dieser Stadt, sie frisst euch alle auf«) und macht Teenage angst zum zentralen Überlegungs- und Handlungsmotiv (»So was kommt nie zurück, auch wenn du kämpfst oder schreist, wie schnell ging es vorbei«). Auch diesbezüglich scheint alles recht vertaut und man wird das Gefühl nicht los, mit ähnlichen Zeilen irgendwann schon mal übersättigt worden zu sein. Und obwohl natürlich niemand den Anspruch stellt das Rad neu zu erfinden, wirken solche Lyrics gerade im Kontext von Lado und Hamburg doch etwas abgegrast und verbraucht. Zu sehr klingt diese Produktion wie das Update eines in den 90er Jahren populären Konzepts, das in der Zwischenzeit an Reiz verloren hat und nun scheinbar durch musikalische Sanierung an den Status Quo angepasst werden soll. Natürlich kann dies alles auch als Versuch einer Aufrechterhaltung der jugendkulturell-kleinrevolutionären Labeltradition gedeutet werden, trotzdem wird Spillsbury wohl noch ein wenig Zeit brauchen um sich aus diesem vielschichtigen Referenzkäfig zu befreien und einen eigenständigen Weg zu finden.
Spillsbury
Raus
L'Age D''Or
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