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Bob Mould

»Here We Go Crazy«

Granary Music/BMG

Bob Mould klingt auch auf seinem 15. Soloalbum wie Bob Mould. Bewährt im Trio mit seinen langjährigen Wegbegleitern, Ex-Superchunk-Drummer Jon Wurster und Bassist Jason Narducy, gibt es in einer kompakten halben Stunde elf neue Songs zu hören. Solides Songwriting, souveränes Timing, stets ein feines Händchen für Melodien und Hooks; Mould weiß eben, wie ein Powertrio mit Powerchords die emotionale Bandbreite von Melancholie bis Manie im Indierock ausdrücken kann. Und für eine Handvoll guter Songs hat es noch auf jedem Mould-Album seit »Life And Times« (2009) gereicht; ähnlich wie bei den alten Freunden J. Mascis und Dinosaur Jr., nie so bombastisch langweilig wie die Foo Fighters und hörbar auch jüngere Bands wie The Beaches beeinflussend. Auf Moulds letztem Album »Blue Hearts« (2020) war »American Crisis« ein Highlight, ein wütender punkiger Kommentar zu Trumps erster Regentschaft. »Here We Go Crazy« wurde vor Beginn des zweiten, auf Hochtouren laufenden, noch weitaus tiefergreifenden Demokratieabbaus fertiggestellt. Und während die Welt tatsächlich durchzudrehen scheint, rockt Mould beherzt mit kabelloser E-Gitarre in staubiger Landschaft. Okay, das Video zum Titelsong sollte kein Gradmesser seiner musikalischen Qualitäten sein. Andere Songs, v. a. Zweiminüter wie »Neanderthal« oder »Hard To Get«, kommen besser auf den Punkt. Auch Erbauliches wie »You Need To Shine« hat Bob verlässlich immer dabei. Bloß wirklich Aufregendes oder Überraschendes darf man sich von ihm schon lange nicht mehr erwarten. Diese Vorhersehbarkeit ist freilich schade bei einem Gitarristen, der ein breiteres Spektrum bespielen könnte – insofern er das auch wollte. Mould schrieb in den 1980ern mit Hüsker Dü innovativ lärmende Musikgeschichte. Auf den Post-Hardcore folgte sein unübertroffenes Solodebüt »Workbook« (1989). Dafür gebührt ihm auf jeden Fall ein Platz irgendwo zwischen Richard Thompson und Mark Ribot. Wer von der jüngeren Generation einen definitiv inspirierenden Zugang zu Mould finden möchte, bleibt wohl nach wie vor mit dem heißen Scheiß von vor 40 Jahren am besten beraten: »Zen Arcade«, »New Day Rising«, »Flip Your Wig« … immer noch gute Gründe, um Moulds Weg im Auge zu behalten. 

Home / Rezensionen

Text
Peter Kaiser

Veröffentlichung
18.03.2025

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