One Eleven Heavy – »Poolside« – Kith & Kin Records
One Eleven Heavy

»Poolside«

Kith & Kin Records

Die transatlantische Gruppe One Eleven Heavy legt mit »Poolside« ihr mittlerweile drittes Album vor. Wie die beiden Vorgänger ist auch dieses Album wieder ein Fest für Freund*innen jener Spielform von Rock’n’Roll, die gemeinhin als Cosmic Americana bezeichnet wird. Seit dem letzten Studioalbum »Desire Path« (2019, Beyond Beyond Is Beyond Records) hat sich einiges getan bei der 2016 ins Leben gerufenen Band. 2020 verließen die Gründungsmitglieder Dan Brown (Bass) und Hans Chew (Keyboards) die Band. Zusätzlich verhinderte die Corona-Pandemie ein gemeinsames Einspielen im Studio, wie dies bei den Vorgängerwerken noch der Fall war. Der Qualität des fertigen Albums haben diese Umstände aber keinen Abbruch getan. Die Songs auf »Poolside« gehören zu den interessantesten, ausgereiftesten und eigenständigsten, die das Songwriter-Duo Nick Mitchell Maiato und James Toth bisher veröffentlicht hat. Für die Bass-Parts wurde der wie Mitchell Maiato in Valencia lebende Brite Guy Fowler verpflichtet, für die Rolle des Keyboarders bzw. der Keyboarderin konnte allerdings kein*e passende*r Kandidat*in gefunden werden und schließlich entschloss sich Mitchell Maiato, die Parts selbst einzuspielen. Er lernte dafür innerhalb von drei Monaten Klavierspielen und schaffte es damit, dem fertigen Album die bereits etablierte Soundkombination aus zwei Gitarren, Bass, Drums und Keyboard zu verleihen. Gleichzeitig resultiert Mitchell Maiatos Übernahme des Keyboarder-Postens aber auch in einem vermehrten Einsatz von Synthesizern, was sehr begrüßenswert ist und einigen Arrangements einen psychedelischen Anstrich gibt. 

Die Band beschreibt die dem Album zugrundeliegende Atmosphäre als »Gothic Western«, wobei speziell Richard Brautigans Roman »The Hawkline Monster« als Inspirationsquelle diente. Herausgekommen sind dabei neun Songs, die musikalisch die Cosmic-Americana-Richtung der letzten beiden Alben fortführen. Textlich gibt es wie gewohnt trockenen Humor und großartige One-Liner, die oft von skurrilen Alltagsbeobachtungen beeinflusst sind. Herauszuheben ist hier zum Beispiel James Toths Song »Bama Yeti«, der von einer angeblichen Bigfoot-Sichtung in Florida handelt. Als positiven Nebeneffekt der längeren und räumlich getrennten Aufnahmesessions lassen sich etwas vielfältigere, gewagtere Arrangements als bei den letzten beiden Alben feststellen. So gibt sich der erste Track »Tyrant King« mit Banjo-Picking in den Strophen zu Beginn recht traditionell country-rockig, löst sich dann allerdings in der Mitte des Songs in einen von Synth-Klängen eingeleiteten Psychedelic-Jam auf. Ausufernde Jams, wie sie teilweise auf den ersten beiden Alben zu finden waren, gibt es diesmal weniger. Auch dies dürfte wahrscheinlich den Aufnahmemodalitäten geschuldet sein. Verschwunden sind sie aber keineswegs, vor allem der Mittelteil von »Rizzo in the Wig« ist ein gefundenes Fressen für Jam-Aficionados und -Aficionadas. Schön ist hier vor allem, wie plötzlich und vollständig sich der Song in den Jam auflöst und nach einigen Minuten auch wieder zurückfindet. Ein weiteres Album-Highlight ist der abschließende Song »Michael Landon«. Ein ruhiges, von einer wunderschönen Melodie getragenes Stück, das mit seinem Streicher- und Klavierarrangement ein wenig an britischen Folk-Rock oder auch die Rolling Stones zu »Between the Buttons«-Zeiten denken lässt. Kurz gesagt: »Poolside« sei allen ans Herz gelegt, die ein Faible für intelligentes Songwriting und/oder psychedelisch angehauchten Rock’n’Roll haben, wie er vor allem in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre von Bands wie Little Feat, Grateful Dead oder den Rolling Stones praktiziert wurde.

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