Sportlich war er nicht, unser geschätzter Herr Adorno. Und die krankhafte Sportifizierung unserer Zeit hätte ihm sicherlich nicht gepasst, denn die führt dazu, dass Sportdress und Fitnessfoltergerät auch bei Akademiker*innen heute zur bildlichen Selbstanpreisung gehören. Gerade im alpin-verliebten Österreich muss das Bergwandern bekanntlich mit Muskelplage, Blut und Schweiß erkauft werden. Der Genuss der apollinischen Ruhe der Berghöhe ist damit natürlich futsch, weil einem die Zunge bis zur Brust raushängt. Theodor W. Adorno hingegen bestieg im Zermatt eine Gondel, um den Gipfel zu erklimmen. Lieber körperlich ruhen und in Frieden reflektieren. Der Tod per Herzinfarkt ereilte den entspannten Senioren nach seinem Ausflug in sportliche Höhen (Gandegghütte, 3.030 m. ü. M.) dennoch. Was ihm beim Blick über die Schweizer Alpen vielleicht noch aufgegangen ist, bleibt somit der Welt unbekannt. Dankbar blättern wir aber am Todestag des großen Mannes und vorbildlichen Denksportlers Adorno in dessen nicht gerade schmalem Werk und ärgern uns mit ihm, wie sonderlich die Welt geworden ist. Ruhe er in Frieden, der unerreichte Meister der kritischen Theorie, der keine Lust auf falsche Versöhnung und Identitätstamtam hatte.
Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren und lebte von 1949 bis zu seinem Tod in dem Haus am Kettenhofweg 123.
Der Meister der kritischen Theorie verstarb am Morgen des 6. August 1969 an den Folgen eines Herzinfarkts während seiner Sommerfrische in Zermatt. Zuletzt wohnte er im Hotel Bristol, Schluhmatt-Straße 3.
PS: Demnächst gibt es verschiedene Texte zu Adornos Werk hier zu lesen.