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P. I. Tchaikovskiy

»The Nutcracker & The Rat King«

Elektroshock Records

Was passiert hier? Mutter, verrate es mir! Hm. Mutter schweigt, sie hat Tschaikowski (oder Tchaikovskiy, wie es im angelsächsisierten Russisch geschrieben wird) nie leiden können. Darum hat sie auch den Film von Andrej Konchalovsky nie gesehen, in dem das Originalmärchen nach Nürnberg verlegt wurde – und aus den Mäusen fiese Nazi-Ratten wurden, die samt Roboter-Kampfhunden die Kinderchen Mary und Max (im Original Marie und Fritz) bedrohen. Klingt das nach einer gefloppten Familienkinoschmonzette? Richtig. So klingt das. Und wie klingt der Soundtrack dazu? Unfassbarerweise nach einem auf Musical heruntergedrosseltem Nussknacker, bei dem zu allem ?berfluss noch andere (populäre) Themen von Tschaikowski »eingearbeitet« wurden, damit das Resultat schön schwelgerisch bleibt. Dann kommen auch noch Gesangspassagen dazu, just like »Yentl« oder »Cats« auf Russisch … das ist kein Scherz. Man müsste diese CD eigentlich sofort zum Sondermüll raustragen, wenn nicht, ja wenn Artemiev nicht zu den russischen Pionieren der elektronischen Musik zählen würde – und unter anderem Musik für die Filme von Andrej Tarkowski gemacht hat (etwa »Solaris« oder »Stalker«). Zu allem ?berfluss versucht uns das Booklet diese ?berschreibung als avantgardische Gro&szligtat zu verkaufen. Kinder, das ist so witzig wie die Behauptung des russischen Electroshock-Labels, sich russischen Komponisten und Elektroakustikern zu widmen, während der Labelkatalog zu grö&szligten Teilen aus Werken der Familie Artemiev besteht. Mutter, erklär mir das. Hm. Mutter schweigt. Sie hat die CD samt DVD schon zum Sondermüll getragen.

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