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Ricochets

The Ghost of our love

White Jazz

2000 verurteilte ihr Debütalbum »Slo-mo Suicide« die Band aus Fredrikstad, sich in Zeiten neu entdeckter düsterer Ruppigkeit, in der Musik nicht mehr automatisch mit M-o-t-o-r-p-s-y-c-h-o zu buchstabieren ist, zu Norwegens next best thing auswachsen zu müssen.
Die massiv erwiesene Aufmerksamkeit hatte indes Auflösungserscheinungen der Bandmitglieder in Alkohol zur Folge. Drei Jahre danach zeigen sich die Ricochets, geschrumpft auf Triogröße, so weit ernüchtert, um sich mit »The Ghost Of Our Love« erneut der Kritik zu stellen. Der Entzug ist den Norskern auf die Stimmung geschlagen – hier liegt das Protokoll einer im Kellergewölbe anberaumten Sitzung der anonymen Melancholiker im Albumformat vor. Pathos trieft von den Wänden; Fugen und Ritzen sind sorgsam abgedichtet, um dem Weltschmerz keine Möglichkeit der Entfleuchung zu geben. Verletzter Männerstolz gärt vor sich hin. Einsamkeit wird zum Vorwurf formuliert bei gleichzeitig genüsslichem Zelebrieren des Verlassenseins. Ein Auftauchen aus der Selbstbemitleidung ist unerwünscht. Ricochets sind definitiv an »the depressive side of town«. Zum Weinen schön.

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Text
Bernadette Karner

Veröffentlichung
04.11.2003

Schlagwörter

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