Rastafari gehört nicht zu den anerkannten Weltreligionen. Ein solcher Status wäre den Vertretern der Glaubensgemeinschaft der Rastas wohl auch nicht recht. Denn damit wären sie Teil des Systems Babylon. Rastafari ist, obwohl eine relativ kleine und junge Religion, ein undurchsichtiges, sektenartiges Dickicht geworden, und es steckt, wie alle anderen Religionen auch, voller Vorurteile, unter anderem gegen Frauen. Seit Bob Marley weiß die Welt von Rastafari, Roots, Rock & Reggae als schier unauflöslicher Einheit. Und tatsächlich sind Musik und Religion in keinem anderen populären Genre so verknüpft wie bei Rastafari. Seit Anfang der 1970er wurde Roots Reggae sozusagen zum Sprachrohr des Rastafarianismus, ist aber nicht die ursprünglich der Rastafari-Bewegung zuordenbare Musik. Die originäre Musik war wohl eher eine von Trommeln dominierte Musik, die dem afrikanischen Erbe nahestand. Auch die Kompositionen auf dieser Wiederveröffentlichung – das erste CD-Reissue des Originals von 1975 gab es übrigens im Jahr 1992 – gründen darauf, sind aber überlagert von Jazz, jazzigem Gospel und populären jamaikanischen Stilen der 1950s und 1960s. Count Ossie und seine Band haben typischerweise ja auch auf einigen populären Reggae-Hits wie »O Carolina« oder »Rivers of Babylon« mitgespielt. Die Musik von »Tales of Mozambique« hat gelegentlich einen Toots-Hibbert-Groove (»Lock, Stock & Barrel«) oder auch Anklänge von äthiopischem Jazz (Ethio-Jazz); sie hat ihrerseits wiederum die Rhythmik der jungen Eiferer wie Bobo Ashanti beeinflusst. Sie ist sowohl populär als auch spirituell – eine Kultplatte jedenfalls.
Count Ossie & The Mystic Revelation Of Rastafari
»Tales of Mozambique«
Soul Jazz Records
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