Marc Chia aka One Man Nation, 1982 in Singapur geboren, studierte Medien-/Soundkunst am Piet Zwart Institute Rotterdam, seine Musik lässt sich am ehesten als Grenzauslotung zwischen Elektronikexperimenten und Klassikversätzen beschreiben. Internationale Konzerttätigkeiten, eine Residency am Amsterdamer STEIM und einen »Wire«-Artikel hat er in seinem Portfolio. Das Wiener Label Moozak hat nun ein Vinyl mit einem wunderbar barockhaft langen Namen herausgebracht. Es ist Chias dritte Fulltime-VÖ nach Platten für das belgische Lärm-Label Syrphe. Für »Suspended« hat sich Chia ordentlich an Saties Pianostücken »Gnossiennes« aus den 1890er Jahren vergangen, verfremdetes Klavier, Fieldrecordings vom eigenen Körper und teils harshe Elektronik türmen sich in diesen beiden, um die 20 Minuten langen Stücken auf. Dunkel grollend, White-Noise-Fauchen, mikroskopische Rhythmusverschiebungen: Man könnte schier meinen, diese Platte wäre eine frühe Komposition etwa von Daniel Menche oder ähnlichen Krach-Rabauken. Aufbrechen und Umschichten von Bewusstseinszuständen ist angesagt, ein Trip zu den opaken Territorien des Selbst. Chia gibt sich indes nicht mit kathartischen Entäußerungen ab, sondern exorziert diese durch drastische, melancholische und durchaus schalkhafte Mittel. Eine der interessantesten Experimentalplatten seit ziemlich langer Zeit. Und das im feinen Clear Vinyl. Happy hunting!
Original in skug #84, 2/2010