Mit dem neuen Release der Sludge-Band Sumac werden Gitarrist Aaron Turner (den meisten wohl wesentlich bekannter als Mitglied der inzwischen aufgelösten Post-Metal-Ikone ISIS), Bassist Brian Cook (Ex-Botch, Russian Circles usw.) und Drummer Nick Yacyshyn (Baptists) sicherlich die einen oder anderen Fans aus der Drone-, Free-Jazz-, Noise- und Experimental-Szene abgreifen: Für ihr neues Album haben sie sich eine besonders eigensinnige und interessante Persönlichkeit hinzugeholt, nämlich den bizarren multiinstrumentellen (Gitarre, Flöte, Drehleier, Stimme, Perkussionen usf.) Musikus Keiji Haino (灰野 敬二)! Dieser fällt solo oder in mannigfachen Kollaborationen (u. a. mit Jim O’Rourke, Oren Ambarchi, Tatsuya Yoshida von Ruins, Peter Brötzmann, Merzbow & Loren Connors) als Soundungetüm vor allem mit krachialen Guitar-Klängen, Schreien, wie sie nicht einmal ein Schwein bei der Schlachtung von sich gibt, und kryptischen Voice-Messages aus seiner Horrorkehle positiv auf.
Und auch hier findet sich das Aufgezählte wieder, jedoch in einer leicht veränderten Art. Waren Sumac mit ihrem Vorgänger-Album »What One Becomes« von 2016 noch als eine recht typische Band ihres Genres aufgetreten, scheint der Kontakt mit Keiji Haino ihre Lust, diese Genre-Grenze zu sprengen, angefacht zu haben: Auf diesen vier improvisierten Nummern spielt Drummer Yacyshyn kaum mehr einen geraden Takt, lässt aber seine Wurzeln in Punk und Metalcore erkennen und ähnelt dabei einem endlich aus dem Käfig befreiten Gorilla, der Bass wummert wie eine rollende Eisenbahn, doch Turner und seine Kollegen gehen nach dem harten Einstieg in die gut einstündige Improvisation auch fast ambientöse Soundstrukturen ein. Damit schaffen sie dem Kollaborateur die archaische Atmosphäre, die er braucht, um seine privaten Teufel heraufzubeschwören und sie mittels seiner kraftvollen Stimme durch Zaubersprüche in die Welt zu setzen. Und am Ende löst sich alles im noisigen Sound auf. Es ist, sehr frei nach den Worten des Labels Thrill Jockey »ein gekonnt ausgelotetes Werk, mäandernd zwischen Präzision und Barbarei.«