Fotos: Soda & Gomorra
Fotos: Soda & Gomorra

Soda & Gomorra

Stolz drauf, Tschusch zu sein, mit Punk-Gedresche, schrillem Gebläse und deutschem Akzent à la Laibach-Sänger. Soda & Gomorra aus dem Umfeld des Underground-Lokals AU am Wiener Gürtel verleugnen keinesfalls ihre jugoslawischen Wurzeln, lassen skurrile artsy Videoclips wie »Tut mir leid« fertigen und plädieren dafür, Platten mit dem Vinylographen aufzunehmen. skug sprach vor Recording Sessions fürs erste Album »Gut gebaut« mit Drummer Mikal Maldoror.

skug: Warum ist eure Band entstanden und welche Idee steht dahinter?
Mikal Maldoror
: Die Band ist 2016 entstanden, kurz nachdem ich den Sänger Aleksandar Marković kennengelernt habe. Wir beide kapierten schnell, dass unser Geschmack in Sache Musik sehr ähnlich ist. Noch dazu befanden wir uns beide in einer ähnlichen Lebenslage, beziehungsweise jeder hatte seine frühere Band (I Don’t Care Anymore bzw. Kartofel Osvetnik) verlassen, aber den Wunsch gehabt, auch weiterhin kreativ zu wirken. So haben wir vereinbart, uns das nächste Mal gleich im Studio zu treffen. Nachher schlossen sich uns auch Goran Pavlović (Gitarre), Thomas Wirthensohn (Trompete) und Tommy Jirku (Bass) an und so entstand Soda & Gomorra.

Soda & Gomorra ist holistisch absolut und befreit von allem, was materiell ist. Die Band ist jenseits der Ideologie und Politik. Unsere Musik basiert auf Avant-Punk, hat Elemente der experimentellen Musik, Elektronik und Lärm. Manchmal ist sie strukturiert, aber oft auch improvisiert. Der Sinn und die Idee dahinter sind (wie das wahrscheinlich am Anfang mit allen Bands der Fall ist), kreativ tätig zu sein und sich gut zu unterhalten. Den Sinn macht für uns minimalistische und konkrete Autorenmusik. Wir bemühen uns, mit minimalem Klangmaterial vieles zu äußern. Deshalb haben unsere Texte wenige Strophen. Wir schreiben keinen Text zu Musik, sondern die Musik, welche die Situation schildern soll, die wir objektiv erlebt haben. Unsere Band-Muse ist Aleksandar. Er hat immer neue minimalistische Texte und Ideen, die das Skelett ausmachen, und dann schaffen wir noch den Körper. Dabei wollen wir nichts verwässern, sondern die essenzielle Form erreichen.

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Den neuen Video-Clip hat das gleiche Profi-Team gemacht wie auch den ersten für euren Song »Tschusch«?
Ja. Monica Parii ist eine langjährige Freundin und Mitarbeiterin. Ûber zehn Jahre kooperieren wir schon bei verschiedenen kreativen Projekten. Als wir das erste Mal die Audio-Aufnahme für den Song »Tschusch« machten und sie diese gehört hat, hatte sie sofort Idee für einen Video-Clip. Schon nach einigen Tagen kam sie mit dem fertigen Drehbuch und dem Team, das es realisieren konnte. Es freut mich dabei besonders, dass sie sowohl die Pointe der Musik als auch das, was wir mit dem Ganzen mitteilen wollten, gut verstanden hat.

Ihr habt unlängst auch eine Platte aufgenommen. Was kannst du uns über dieses spannende Kunstprojekt sagen?
Das Projekt heißt Vinylograph. Die Projektleiter sind Natascha Muhić und Christoph Freidhöfer. Es handelt sich eigentlich um einen Automaten, der an Ort und Stelle den Klang aufnimmt und die Platten produziert. Unabhängig davon, ob man singt, spricht oder mit der Band spielt, der Klang wird gleichzeitig zur Schallplatte verwandelt. Damit kann man aber auch digitale Files wie Mp3 oder Wav produzieren. Für mich ist besonders spannend, dass das Gerät aus den 1940ern ist und dass der Klang in Echtzeit (real-time) aufgenommen wird. Das heißt, dass man auch andere Geräusche aus der Umgebung hören kann und dass jede Platte ein Unikat ist. Vinylograph ist ein DIY (Do it yourself) Projekt, das für alle Musiker und Künstler mit kleinem Budget offen ist, was heutzutage eine echte Seltenheit darstellt.

Home / Musik / Artikel

Text
Branimir Prijak

Veröffentlichung
11.09.2017

Schlagwörter

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