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Ilsa Gold

Regretten? Rien!

Mego

NEIN! »Rien de rien«, ich regrette überhaupt nichts, sondern bin mehr als glücklich, einen so schönen, gnadenlosen, technoiden Sound serviert zu bekommen, noch dazu in einer extravaganten, goldenen Verpackung, die einen eher an »Deutsche Grammophon Best of Schläger Classics« auf DVD denken läßt. Nach genau 2 Minuten und 34 Sekunden werde ich gefragt, ob ich auch wirklich bereit bin, hätte aber nie damit gerechnet, dass man mir das große Vergnügen bereitet, noch einmal die Melodie aus »La Boum« hören zu können (die Single aller Singles). Wenn das Mego-Label in gewisser Weise – ich sollte eher sagen: unter allen Umständen – die Vorreiterrolle für sich beanspruchen möchte, dann wird man dieser Anforderung hier absolut gerecht. Die Produktion ist dreckig, ziemlich punkig und laut, aber auch sehr romantisch und mehr als willkommen. Bei uns in Frankreich würde man sagen: der Punkt auf dem i. Alles klar? Ich glaube, Mego hätte sein Credo nicht klarer oder unmissverständlicher zum Ausdruck bringen können. Wir sind dort, wo wir hin wollen – und man ist sehr weit gegangen. Ich frage mich nur, wie solche Botschaften aufgenommen werden: dass elektronische Musik eigentlich Musik mit elektronischen Mitteln bedeutet; dass hinter dem ganzen Spaß eine Idee, ein Gefühl, ein Korpus sein muss. So gesehen würde ich Ihnen eher nahe legen, niemals Leuten zu trauen, die in ihren Gesichtern keine Narben wie die Schläger haben. Ilsa Gold sind witzig und clever, sie sind aber auch wie eine paar Bröckerl Erbrochenes auf der Jacke, eine parfümierte Plastikrose im Knopfloch, eine Photoshop-Postkarte des Heldenplatzes mit kleinen, fluoreszierenden Mozart-Statuen in einer Ecke des Bildes. Ilsa Gold sind eigentlich genau das, worauf ich in Österreich schon lange Zeit gewartet habe: DER WIRKLICHE ALTERNATIVE MUSIKANTENSTADL, eine Käsekrainer-Symphonie! Scheiße kann man nur in die Knie zwingen, wenn man selbst in der Scheiße watet. Diese Album ist somit genau das, was Sie brauchen, ob Sie es nun haben wollen oder nicht. Mego: 10 Punkte – offizielle alternative Kultur: 1/2 Punkt. Wunderbar, wunderbar, und nochmals wunderbar. MEHR, bitte! A GREAT ALBUM OF THE TIMES!

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