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Primordial Undermind

»An Imaginal Abydos«

Sunrise Ocean Bender/Deep Water Acres

Um es ohne Umschweife zu Protokoll zu geben, denn nicht nur dem ersten Höreindruck nach liegt der Vergleich nahe: Wer gerne eine neue Sonic Youth Platte hätte, die wie eine alte Sonic Youth Platte (sagen wir mal »Sister«) klingt, der oder die soll’s doch mal mit Primordial Underminds neuem Album versuchen. Mäandernde Gitarren-Improvisationen/-Jams, treibendes Schlagzeug und trotz aller experimentellen Ansätze und Ausflüge ein immer klar erkennbares Songwriting, das den Song während des zeitweisen Freakouts nicht aus den Augen verliert – gibt’s alles bei Primordial Undermind. So, hätten wir das schon mal von der Brust. Und falls jetzt Stimmen laut werden sollten, von wegen, ja, einmal Sonic Youth reicht doch! Nun, einmal The Velvet Underground reicht auch, aber wenn wir grundsätzlich so verfahren würden, da könnten wir den Laden ja gleich dicht machen. Also, weiter im Text, keine Angst vor verzerrter Tradition, elektrifiziertem Brauchtum und nach Keller riechender Folklore. It’s only Rock’n’Roll und nicht nur ich mag es. Eric Arn, das einzige ständige Mitglied von Primordial Undermind, ist ohnehin lange genug dabei, um den Verdacht der epigonalen Existenz zu entkräften. Er war Ende der 1980er Mitglied von Crystalized Movements, die haben auf Twisted Village veröffentlicht, und somit ist Arn alt genug, um im US-Underground Erfahrungen gesammelt zu haben, »[…] before Punk broke« (Dave Markey, 1992). Das sollte man schon wissen bzw. in Rechnung stellen, um sich der vorliegenden Platte in adäquater Weise zu nähern, denn die musikalische DNA von »An Imaginal Abydos« ist ganz deutlich geprägt vom (sub)urbanen Gitarren-Sound Amerikas der späten 1980er und ersten 1990er-Jahre, von kleinen Klubs und Kellern, in denen vor und nach dem »Hype!« (Doug Pray, 1996) um Nirvana und Konsorten gegen die Langeweile und den Überdruss einer sogenannten erwachsenen Existenz angelärmt wurde und wird – so auch in Wien, wo Arn seit Langem lebt und für dieses Mal mit Christoph Johannes Weikinger (Gitarre), Xavier Scholz (Drums) und Antonio Rosa de Pauli (Bass) ins Studio ging, um »An Imaginal Abydos« aufzunehmen. Das Album navigiert souverän durchs expandierende Universum von Noise-, Psychedelic- und Experimental-Rock, bewegt sich stilsicher zwischen lauten und leisen Passagen und bedient die entsprechende musikalische Nomenklatur. Alles sitzt, passt, wackelt und hat Luft. – Das ist nicht wenig, im Gegenteil. Und wer mit Blick aufs bisher Geschriebene weiterhin die Stirn runzelt, dem hilft auch jedes weitere Wort nicht. Wem aber seit The Velvet Underground oder auch Pink Floyd (hier vor allem »More« und »Meddle«) das Feedback in den Ohren klingelt, wer über die bereits genannten Sonic Youth oder The Dream Syndicate bis hin zu The Rain Parade, Bardo Pond und in ganz krachigen Momenten auch die japanischen Acid Mothers Temple nicht gitarrenmusikmüde geworden ist, der oder die kann bei Primordial Undermind viel entdecken. Das mag dem Argument nach defensiv klingen, aber, wie gesagt, hier ist nichts und niemand zu überzeugen, die Band weiß, was sie tut, und wer mit den historischen Koordinaten und den genannten Bands/Kontexten sympathisiert, der oder die kann hier nix falsch machen.

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