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Millie Jackson

Not For Church Folk!

Southbound

Die Großmutter von Lil‘ Kim, Foxy Brown und Missy Elliott meldet sich also wieder zurück.
Immerhin definiert Millie Jackson mit ihren melodramatischen Dreiecksgeschichten auf konzeptuellen (Ehebruchs-)Alben wie »Caught Up« (1974) und »Still Caught Up« (1975) nicht nur ein neues Selbstbewusstsein (schwarzer) Frauen, sondern verwendete dabei auch eine Sprache, die sie gleichermaßen zur Ahnherrin aller Bitches und Hoes unserer Tage machte. Was sowohl für den Inhalt wie für den Vortrag (Millie Jackson legte ihre langen Monologe schon immer gerne als Raps an) galt. Dazu kamen Zusammenschlüsse mit Isaac Hayes (»Royal Rappin?s«) und ein eher schlechter Ruf bezüglich ihrer Weigerung gewisse Worte nicht in den Mund zu nehmen. Und jetzt ist sie also wieder da. Ganz logisch mit zurechtgeschneidertem digitalen R&B und unterstützt von u.a. Da Brat und Roxanne Shante. Dazu gibt es – wie immer auch interpretierbar – Tipps für »Radio Personalities«, damit die wissen, wann Grandma Jackson gewisse Wörter mit vier oder mehr Buchstaben in ihren Texten loslässt. Wobei die radiotauglichen Tracks dann meist mit unnötigen Tina Turner-Rock-Gitarren (ausgerechnet bei den eigentlich superschwül lossmoothenden Balladen) gleich zum um/ausschalten animieren.
Dafür geht es in der Abteilung »Borderline« mit »Girl Gotta Know (She?s A Hoe)« und »OB (Got It Going On)« gehörig zur Sachen. Noch mehr Southern Soul, gepaart mit schweinösem Heavy Funk aus der digitalen R&B-Box gibt es – eh klar – bei den mit »Not For Radio« ausgewiesenen Tracks »In My Life« und »OMF« (die »OB«/Old Bitch-Returkutschenantwort für alle »Old Motherfucker«). Zu wünschen wären Millie Jackson jetzt natürlich heftige Umarmungen von Missy Elliott und/oder Timbaland mit entsprechenden Ergebnissen auf CDs. Denn nicht zuletzt ist Jackson immer noch zu sehr selbstbewusster Soul/Funk (und das ist gut so), um plötzlich als Parodie ihrer selbst Schiffbruch zu erleiden. Stattdessen versichert sie ihren Enkelkinder die Liebe von »Grandma« und erklärt in (beinahe) der selben Funktion ganz logisch »I?m a mother/He?s a fucker/Uh, my motherfucker«.

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Text
Didi Neidhart

Veröffentlichung
04.07.2002

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