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Björk

»Medúlla«

One Little Indian/Universal

Als erste Gerüchte auftauchten, Björk würde eine reine Vocal-Platte aufnehmen, begann das große Stirnrunzeln. War einer der ersten Hinweise dafür doch in einem Beitrag aufgetaucht, der u.a. auch Sigur Rós zum Thema hatte, glaubte man zu wissen, was einen schlussendlich erwarten könnte. Mit »Medúlla« hat Björk die Hörerschaft und die Kritik erneut überrascht: Weniger als Konzeptwerk – wie etwa der sperrige, doch nicht zu unterschätzende Vorgänger »Vespertine«, der rein chormäßig schon einen Vorgeschmack geboten hatte – angelegt, ist die nun vorliegende Platte von einer überraschenden Leichtigkeit und Freude geprägt. Zugegeben, diese Stimmung erschließt sich erst nach einigen Durchgängen, ist »Medúlla« dem Titel gemäß auf die ursprünglichsten Elemente der Musik, dem mitgemeinten Mark, fokussiert: eben auf Stimmen. Björks Stimme ist dabei sicherlich (erneut) die prominenteste, doch die Unterstützung von Größen wie Mike Patton verleiht manchen Nummern zusätzliche atmosphärische Facetten. Dass der Name dabei, ganz im Sinne der Platte, auch nach den mythologischen Medusen klingt, ist ein Nebeneffekt, der m.E. einen kleinen Hinweis in Richtung der Kritik darstellt. Metaphorisch gesprochen ist man mit Björk zuletzt ja doch wie – um im antiken (Zerr)Bild zu bleiben – Perseus umgesprungen, hat man ihr den Wandel von der Popmusik mit Kunstanspruch zur Kunst mit Popattitüde irgendwie nicht vollkommen verziehen. Dahingehendes Einlenken und Neubewerten wäre aber spätestens jetzt angebracht. Mit dem vorliegenden Werk hat sie vielleicht nicht ihre beste, doch sicherlich bisher interessanteste Platte vorgelegt. Es darf getanzt werden.

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