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Dorine_Muraille

Mani

Fat Cat Rec. Splinter Series

Der in Cherbourg lebende Franzose Julien Locquet hat nach dem Pseudonym Gel (VÖs auf Artefakt und Active Suspension) für »Mani« einen Namen gewählt, der in ähnlicher Weise traumwandlerisch-versponnen und mysteriös ist wie die darauf verhandelte Musik. Die Zusammenarbeit mit Jean-Louis Costes und Scott Heren (Prefuse 73) hat ein Repertoire geschaffen, das Computer und klassische Instrumentierungen mit Bass, Klavier, Geige und Gesang miteinander in eine schwebende Beziehung setzt. Ähnlich wie bei Noriko Tujiko, mit der Locquet auch schon das eine oder andere Filesharing zwecks Subtilisierung der Klangsequenzen betrieb, ist das Resultat eine Tour de Force durch extrem divergent aufgeladene Bewusstseinszustände; Mal Chaos der Streicher, mal beruhigende Drones, mal wüste Glitch-Orgien. Dazu, praktisch wie auf Eisbergspitzen, wehen die becircenden Gesänge der jungen französischen Autorin Chloe Delaume. »Mani« ist nicht nur »Hände«, sondern auch »Manie«, da ist das A. Artaud-Zitat am Cover mit entsprechender Dekonstruktion – praktisch als eine locker hingeworfene Art der Vergangenheitsbewältigung – eine Translation dieses höchst fragilen Musikwerks in einen Psycho-Soundtrack bester Sorte. Eine sehr schöne Scheibe.

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