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afarOne

»Lucen«

Karlrecords

Wäre ich Dokumentarfilmer, würde ich sofort auf dieses düstere Scheinen (im
doppelten Wortsinn) zurückgreifen. Was der spanische Komponist/Pianist Stefano
Ruggeri aka afarOne hier schafft, klingt wie ein Soundtrack aus dem wahren
Leben, und lässt sich nicht nur als Melodram auf die sinnlosen, leerstehenden
Mega-Bauten aus der Ära des korrupten, iberischen Finanzblasentums »lesen«.
Noch dazu hat die Meute der Konservativen Spaniens besten Richter Baltasar
Garzón ins Exil getrieben, die Justiz, welch Frevel, lässt ihn nicht mehr gegen
die unaufgearbeiteten Faschismus-Verbrechen ermitteln. Es wäre an der Zeit
gewesen, die Morde und Rechtsbrüche des Franco-Regimes wieder gut zu machen,
doch Garzón, der den ehemaligen chilenischen Diktator Pinochet erfolgreich
verfolgte, ist nun selber ein »afarOne«, der mit fadenscheinigem Berufsverbot
kalt gestellt wurde. Demokratie ist anders und 50 % Jugendarbeitslosigkeit
erzählen von ungerechter Perspektivlosigkeit. Wer es schafft, findet in der
Musik seinen Trost. »Lucen« funkelt wie ein kalt leuchtender Stern, lässt mit der
Morgensonne die Melancholie mitaufgehen. Und schafft so einen ambientösen
Dämmerzustand, der viel über Eskapismus aussagt. Traumartig oder Trauma-
artig, das ist Auslegungssache. Fakt ist, dass dieser neoklassizistische Ambient,
unterlegt mit pulsierenden Beats und flankiert von dramatischen Pianotupfern und
schwermütigen Streicherpassagen unter die Haut geht. Ein musikalisches Schwären
in den politischen Wunden Spaniens.

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