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Laurie Anderson

Life On A String

Warner

Es ist ruhig geworden um Laurie Anderson. Und auch sie selbst gibt sich nachdenklicher und verhaltener als zuletzt. Sieben Jahre nach dem letzten CD-Opus legt die mittlerweile 54-Jährige mit »Life On A String« eine Arbeit vor, mit der sie gerade im Versuch, up to date zu bleiben, ihren eigenen Reife- und Alterungsprozess bewusst macht. Nein, nicht durch einen etwaig besonders hohen Peinlichkeitsfaktor, einfach im Nebeneinander reminiszenzhafter und zeitgenössischer Elemente. Ein Streichorchester im expressiven Filmmusik-Gestus, unterbrochen durch ein Bar-Jazz-Zitat à la George Shearing (»Dark Angel«) und ein minimalistisches, textloses Streich-Trio – Anderson lässt erstmals seit 20 Jahren wieder ihre Violine auf einer Platte hören – wirken wie Klang-Inseln innerhalb der vom Isländer Skuli Sverrisson hauptverantwortlich choreographierten Sound-Environments, in denen sich die Instrumente prominenter Vertreter der New Yorker Improvisationsavantgarde (Joey Baron, Eric Friedlander) mit verzerrten Dub-Einsprengsel Hal Willners und anderen elektronischen Beigaben reiben. Eine feinherbe Note durchzieht die angeschrägten Soundscapes, in denen Anderson, die Poetin des Understatement, ihre ätherisch entrückte Stimme erhebt. Oder nüchtern deklamiert. Die Texte sind persönlich gehalten und weisen doch oft darüber hinaus in freie Assoziationsräume. Wie sagte sie noch: »Freedom is a scary thing/not many people really want it.« Es ist kein spektakuläres Werk, mit dem sich Anderson zurückmeldet, jedoch zweifellos eines, das bei jedem Hördurchgang andere Nuancen schmecken, neue Facetten und Gedanken entdecken lässt.

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