M: Abkürzung für Monat, männlich und medium. In Wirklichkeit aber vom Namen Miles Messervy derivierte Code-Abkürzung für die Chefs von James Bond, immer unterstützt von Miss Moneypenny. Diese Briten.
M83: Auch bekannt als »Southern Pinwheel Galaxy«, 1751 von Lacaille entdeckt; hängt tief über dem Horizont im Sternbild Wasserschlange, und hat eine nicht zu verachtende Balkenstruktur.
Macht: Eine lustige Erfindung von George Lucas, symbolisiert irgendein Wechselspiel und noch manches mehr, und wurde später durch die >Midichlorianer ruiniert.
Madonna: H&M-Model, Vorgängerin von Kylie >Minogue.
Magenta: Wird zu oft mit Purpur verwechselt; die Deutsche Telekom hat Magenta als Farbmarke registriert, also Vorsicht bei Nutzung.
Magnetic Fields, The: Um Herrn Merritt herum gebaute Un-Band, deren Dreifachalbum »69 Lovesongs« jeden, der mal was mit Liebe zu tun hatte, irgendwie trifft. Trotzdem ist manchmal cooler, wer’s nicht mag.
Malajube: Rotz-Euphoriker aus dem frankophonen Kanada, die in zehn Jahren als die Pixies dieser Dekade erkannt werden werden.
Malcolm in the Middle: Absolut unverzichtbare Serie über das Leben, das Aufwachsen, Geldmangel, bescheuerte Eltern, Spaß und Schmerzen. Zum Nachmachen empfohlen.
Malkmus, Stephen: Hat mal mit Pavement Indie miterfunden; hätte er mehr mit Sonic Youth abgehangen, wären sein Soloalben nicht so grottenlangweilig geworden.
Manic Street Preachers: Haben mit »If You Tolerate This Your Children Will Be Next« den von Guiness bestätigten längsten Titel ohne Klammerung erschaffen, der die UK Charts anführen durfte.
Manson, Marilyn: Durch seine Justin-Timberlake-Coverversionen berühmt gewordener Comedian.
Marihuana: Belangloses Gesitze, folglich Konsum / Der Ort ist auch belanglos, und ich habe nichts zu tun / Die Tür geht auf, herein kommt irgendwer / Ich schau ihn nur kurz an und dann beachte ich ihn nicht mehr / Doch er braucht nur 5 Sekunden bis zu meinem Tisch / Er steht ganz genau vor mir, zu ignorieren ist er nicht /Er sagt: »HI!« / ich sag: »HI!« / und denk: was willst du, geh vorbei / doch statt dessen fragt er mich: »Hey Mann, haste was dabei?« / Ich schalte ziemlich langsam, frag: »Was soll ich denn haben? Wenn du irgendwas willst, musst du schon konkreter fragen.« / Er sagt: »Hey Mann, biste leicht doof, was ich von dir haben will ist ’n kleines bisschen Dope!« / »Ich hab‘ dich schon verstanden, ich hab‘ trotzdem nichts zu rauchen / wenn du irgendwas willst, musst du’s wohl woanders kaufen.« / Er schaut mich an, ich schau zurück / und denk die Sache ist erledigt / doch anstatt mich zu verlassen / hält er mir jetzt noch ne Predigt / Er raucht ja nicht viel / »Höchstens 15 am Tag / und dass es nichts besseres gibt, wenn ich Alkohol nicht vertrag’« / und außerdem bleibt man geistig voll da / Ich schau ihn nochmal genau an und denk mir bloß noch: / ach ja?! (©Kinderzimmer Productions)
Martin, Max: Gerne unter hassenswertester Mainstream-Popsongschreiber abgespeichert, in der Tat aber seit Kelly Clarksons »Since U Been Gone« vollkommen rehabilitiert. Insgeheim in Karen O verliebt.
Mathematik: Recht munteres Formalisieren der Welt. Hat enorme >Macht, weil ihre Erkenntnisse nicht falsifizierbar und immer logisch sind. Daher ist die M. auch langweilig, nur für Nerds angehbar und generell unfunky.
Math-Rock: Exaltierte Kunst. Vielsagende Arroganz. Handwerkliches Gekläffe. Für US-Indie zwar mitkonstitutiv, aber eigentlich nur in der Albini-Form ertragbar. Wird von Leuten gehört, die gerne »nachdenken«. Wehret dem Prog!
Maxïmo Park: Zu ambitionierte Kunst-Kekser aus Newcastle, die auf Warp versuchen den Kids Pop-Referenzen beizubringen. Leider ist die Umsetzung mindestens so eklig wie das Vorhaben.
mclusky: Immens unterschätzte Noise-Rock-Schlingel, deren Auflösung noch heute schmerzt. Drei Alben konzentrierter Irrsinn.
Medizin: Große Gegenspielerin zur Krankheit, und somit dem Todesaufschub gewidmet. Aus ihr heraus kann man dann Begriffe wie »Gesundheit«, »Normalität« und »Geschlecht« definieren.
Melodie: Diskontinuität im Tonverlauf. Da Diskontinuitäten an sich widersprüchlich sind, ist M. nichts mehr als ein syntagmatisches und paradigmatisches Trugbild, geschaffen von der Musikindustrie zu Distinktionszwecken.
Menge: Als grundlegendstes Konzept der >Mathematik die Sicherstellung ihrer Diskontinuitäten und ihres Identitätsbegriffs. Ideologisch somit mindestens fragwürdig und oft nicht auszuhalten. Lustigste M. ist übrigens die Russellsche Menge (siehe dazu auch >Meta).
Menomena: Anfang des Jahres zu Tode gehypte Indie-Schnösel, deren aktuelle Platte handwerkliche Bravour mit ideeller Langeweile garniert. Erstes Album war geil (weil ahnungslos); und von daher lieber Cloud Cult hören.
Meta: Siehe >Meta.
M.F.G.: Im Akronymwahnsinn ersoffener Fanta 4-Hit; Die dadurch ausgelöste Abkürzungsmanie hat z.B. die Umbenennung von »Alles nur aus Liebe« in »Verliebt in Berlin« gefordert.
Microphones, The: Es gab da so ein Stück mit Trommeln und zwanzig Ültankern, die im Kreis fuhren und mit Lo-Fi-Hörnern Berge zum Umkippen brachten, während der kleine Mr. Universe auf seinem Schaukelpferd …
Midichlorianer: Eine höchst unlustige Erfindung von Georg Lucas, die Star Wars auf jene lächerliche Reduktionismus-Wiese bringt, wegen der wir auch immer Star Trek hassen (und schauen) werden.
Mieze Medusa: Arbeitet wie verrückt und höchst erfolgreich am Unfunken des HipHop. Und anderswo hängt die Luft anders über der Erde rum und ja, das mag sie.
Mikrofon: Mächtiges Symbol der Reproduzierbarkeit aller >Musik, insofern eher unauratisch und nur von Steve Albini wirklich verstanden.
Minogue, Kylie: H&M-Model, Nachfolgerin von Madonna.
Mixtape: Als Keimzelle jeder Indiekultur mittlerweile historisch und nostalgisch so aufgeladen, dass jegliche Relevanz für Musiksozialisation bezweifelt werden kann. Es soll aber noch immer Automobile geben, wo sie unentbehrlich sind.
MMMBop: Von den Dust Brothers (!) hochproduzierter Kinder-Pop, der als Trademark für 90er-Mainstream herhalten muss. Eine Schule in Pennsylvania spielte letztens M. täglich in jeder einzelnen Pause, so lange bis $ 3.000 für Katrina-Opfer von den entnervten Schülern ersammelt wurden.
Moby: »[Gay people] are less likely to get into a fight and less likely to date rape people. I’m straight but I’ve grown up around gay people and gay clubs. They are superior to straight people. If you have a gay child you’re more inclined to be a prouder parent.«
Modell: Gibt in der formalen Logik einer Sprache ihre Semantik, und somit ihre Wahrheitsfähigkeit. Klingt jetzt böser, als es ist, auch wenn es so genannte Monster-Modelle gibt. Der Fußball verhält sich zu Fußballspielen wie das Modell zum Forcing.
Modest Mouse: Letztens ersoffene Indierock-Heroes, deren Koks-Platte »The Moon & Antarctica« jeder auswendig kennen sollte. Und »Good News for People Who Love Bad News« auch.
Mogwai: Von Schönheitsfehlern geplagte Avant-Post-Avanter, deren Sache im Grunde wohl okay, im Effekt oft nur Schmäh ist. Kaum ernst zu nehmen, dafür oft umso umwerfender.
Moldy Peaches, The: Glorreiche Apologeten des Anti-Folk-Revivals, mit so mancher steilen Solokarriere afterwards.
Mond: Etwas schief hängender Saufkumpane am Himmel; steht für alles, was uns lieb ist, bleibt dabei aber herzlich unprätentiös.
Monotonie: In der Logik die Eigenschaft, dass eine Folgerungsrelation durch Hinzunehmen von neuen Prämissen nicht kaputt geht. Klappt bei menschlicher Sprache nicht, weil wir gerne Schlüsse ziehen, die unlogisch sind.
Monroe, Marilyn: Geboren als Mortensen (keiner glaubt Mickey Rooney, dass er ihren Künstlernamen erfunden hat, wie damals auch bei Mickey Mouse); Hugh Hefner hat sich das Grab neben ihrem gekauft, und das obwohl sich herausstellte, dass sie doch nur zehn Zehen hatte.
Monthy Python: Revolutionierten die Darstellung von Füßen im Fernsehen.
M.O.R.: Steht für das Un-Genre Middle Of The Road, aber auch für eine hervorragende Blur-Single. Trotzdem inflationär gebraucht.
Morbus Crohn: Chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die zusammen mit Colitis ulcerosa die wohl einzige legitime Pärchenerkrankung der Welt darstellt. Romantik pur.
Morrissey: Ein Generationsstifter gegen das Vergessen. Etwas erbärmlich auf die alten Tage hin und wieder?, und ohne Husten kommt er durch »Panic« auch nicht mehr durch. (Sollte er aber.)
Moskau: Unsterblicher Disko-Kracher von Dschingis Khan; meist in der Coverversion von J.B.O. (oder doch Heiter bis Wolkig?) inflationär von linken Jugendorganisationen zur Indoktrination der Mitglieder (in dem Fall auch »Mitmoskauer« genannt) verwendet.
M-Quelle: Beim Synoptischen Problem die von der Zweiquellentheorie angenommene, hypothetisch unabhängige Quelle für das Matthäus-Evangelium. Die dort neben Markus noch angenommene Urquelle für Mt und Lk trägt übrigens den Namen »Q«, was trotz aller Verbissenheit unsererseits noch nicht mit James Bond in Verbindung gebracht wurde.
Mr. Ed Jumps The Gun: Don’t ha, ha, ha.
Mr. President: Ja, ja, ja, Coco Jambo.
M-Theorie: Geboren während der zweiten Superstringrevolution, ist sie die größte Hoffnung auf die Weltformel. Verbindet hübsch mittels Dualitäten die fünf davor bekannten Superstringtheorien und die elfdimensionale Supergravitation. Ist ja auch eigentlich logisch.
Muse: Nein.
Musik: Kunst und Handwerk der Schallverformung. Semiotisch unheimlich kompliziert (weil oft so überbewertet), und somit von keiner Wissenschaft wirklich herleitbar. Das gedankenverlorene Vor-sich-hin-pfeifen dürfte als einzige unsoziale Musikform ihren essenzialistischen Kern darstellen.
M.Ward: Verdammt gewiefter Portland-Songschreiberling, der zwar etwas zu viel in der Bright-Eyes-Ecke herumhängt, dafür aber ein fabelhaftes Album nach dem anderen herausgibt. Ein cooler Grünschnabel, eigentlich.
myspace: Größtes Rollenspiel der Welt, mit dem Ziel Freunde zu finden. Die schamlose Verquickung von Bandpromotion und sozialer Nähe (bei 96 kbit/s Audioqualität) führte zu einem permanenten Schlummerzustand aller Teilnehmer, der sich in >monotonen »Kenn ich« täglich wiederfindet.
ERRATA:
Letztens, bei Laa Laa, kotzte das 24-Stunden-Party-Volk nicht, sondern knozte! Und im Layout ging leider ein Beitrag Noël Akchotés verloren:
Lingerie Was man drunter trägt. Mehr als einmal habe ich die skug-Redaktion davon zu überzeugen versucht, ein ganzes Heft den Dessous zu widmen – mit allen möglichen Tipps, Analysen, kritischen Betrachtungen, Diskussionen, Für und Wider, einem kurzen historischen Abriss, den schönsten Bastelseiten, Gebrauchsanleitungen u.v.m. … aber es ist verständlicherweise ein sehr heikles Thema. Unabhängig vom Geschlecht dürfte man sich hier einig sein: Man redet lieber über die verdammten neusten Lieblingsalben, während ich es vorziehen würde, mich den neuen Kollektionen zu widmen. Warum also nicht abstimmen? LeserInnen, Fans und alle anderen, bitte bombardieren Sie die skug-Redaktion mit E-Mails (Betreff: Lingerie). Als kleines Dankeschön erhalten Sie einen Unisex-String (mit skug-Schriftzug). Und mit den allerherzlichsten Grüßen meinerseits.