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La Passe: J

Deutsch schenkt dem schönen Buchstaben J wenig Aufmerksamkeit, allein die Form spricht für Eleganz. Was spielt sich zwischen Jägern, Janis Joplin und dem Jungbrunnen ab? Abhilfe schafft wieder einmal die Geschichte und beliebte nordamerikanische Familiennamen. Aber was wurde eigentlich aus Jones, Alan dem Formel 1-Weltmeister von 1980? Und warum fehlt Jeremies, Jens? Weil es mehr Fragen als Antworten gibt.

Johnson, Don: Auch bekannt als Sonny Crockett. Stilikone der 80er. Seine Platten werden kein Revival erleben. Der Hit: »Heartbeat«.

James: In den späten 80ern begann sich die Band rund um Sänger Tim Booth abseits der Gitarrenschrammlerklasse von ?86 zu profilieren. Im Taumel rund um die Stone Roses gönnten sich James ihre Sternstunde, die sie als One Hit Wonder überleben lassen wird.: »Sit Down«,die allumfassende vergessene Stadionpophymne. Zwischenzeitige Lieblingsband von Morrissey. Tim Booth verlie&szlig 2001 James und arbeitet als Schauspieler

James, Elmore: Ein Gitarrensound für die Ewigkeit. Das Stichwort: »Dust My Broom«, aber wer es noch schneidender, noch lustvoller und mit noch mehr »Don’t Fuck With Me, Baby«-Spirit haben will, der höre beide Takes von »Hawaiian Boogie«, ein Instrumental an der Grenze zwischen Blues und Rock, das alle Klischees verbrennt und eine neue Stadt auf tausendfach gehörte Töne baut. Elmore James lernte in seiner Jugend der Legende nach die Bottlenecktechnik auf seiner Gitarre von Johnson, Robert. 1918 geboren, zog er nach harten Arbeitstagen mit Kollegen wie Sonny Boy Williamson II durch die Spelunken Mississippis. Nach seinem Dienst bei der Marine im Zweiten Weltkrieg übersiedelte er nach Chicago und montierte einen Tonabnehmer auf seine Slidegitarre. Er machte Johnsons »Dust My Broom« zum Hit und fütterte mit seinem Stil jeden der nach ihm eine elektrische Gitarre angriff und nur etwas entfernt ähnliches wie Blues spielen wollte. Er starb 1963, zu früh um noch einmal gro&szlig wiederentdeckt zu werden Aber er bleibt, was er immer schon war: ein Titan.

Johnson, Lonnie: Bluespionier, dem die Geschichte nie eine Hauptrolle gönnte. Begann in den Bars von New Orleans, spielte bereits 1917 (!) in Europa. Bei seiner Rückkehr nach New Orleans  war seine Familie einer Grippeepidemie zum Opfer gefallen. Er nahm u.a mit Louis Armstrong und Duke Ellington auf. Seine Spielart des Blues zeichnet auf der einen Seite eine unglaubliche Eleganz  der Person Lonnie Johnson und die Schwerelosigkeit seiner Art, Gitarre zu spielen, aus. Auf der anderen Seite gibt es kaum einen Musiker dessen Weltsicht düsterer ist. Songs wie »Don’t Ever Love«, »A Broken Heart Never Smiles«, »There’s No Love«, oder »You Don’t Move Me«.sprechen eine deutliche Sprache. In den mittleren 60ern wurde er vom Folk Revival kurz gestreift. Er starb 1970 an den Folgen eines Verkehrsunfalles.

Jürgens, Udo: Schlagerdenkmal, das immer mit der leichten Muse haderte. Bis in die absehbare Zukunft bleibt er einziger österreichischer Song-Contest-Sieger. Sein »Buenos Dias Argentina» für die deutsche Mannschaft konnte Cordoba nicht verhindern, aber es wäre schön, wenn er selber den »Griechischen Wein« verhindert hätte. Pluspunkt für »Immer wieder geht die Sonne auf«. Wenn es in diesen Landen eine Musikkultur gäbe, wäre Udo Jürgens fällig für ein Tributalbum.

Journey: Ich lass mich nicht davon abbringen: es gibt die absolute Schei&szlige und kaum einer repräsentiert diesen Gestank so wie diese saftlosen Softrocker

Jesus And Mary Chain, The: 1985, »Psychocandy«, eine komplette LP von Werner Geier in der Musicbox und die Welt hatte nicht nur für mich neue Perspektiven. Die Melodien werden hinter der Lärmwand neu aufgebaut. 15 Songs. Ich sag nur: »Some Candy Talkin«, »You Trip Me Up« und natürlich »Just Like Honey«. Damals ein Befreiungsschlag, heute ein Klassiker der Moderne. Daneben auch noch ein Lehrbeispiel für den Bruderhass in der Musikgeschichte. William und Jim Reid meiden sich noch heute.

Jennings, Waylon: Am 3. Februar 1959 gab Jennings, damals der blutjunge Bassist in Buddy Hollys Band, seinen Sitz im Flugzeug zum nächsten Gig an den grippekranken Big Bopper (»Chantilly Lace«) ab. Das Flugzeug stürzte ab und Jennings wurde nach Jahren des Selbstzweifels zum Countrysuperstar. Er zelebrierte sein Image als der wahre Outlaw und brachte so lange Haare, seltsame Tabletten und einen Haufen Songwriter nach Nashville. Sein Bariton suggerierte pure Kraft, sein Drogenkonsum das Gegenteil. Wie sein Freund und Duettpartner Willie Nelson konnte er einen guten Song von einem schlechten unterscheiden und nahm u.a. 1973 das Album »Honky Tonk Heroes« ausschlie&szliglich mit Songs von Billie Joe Shaver auf. Nach einem Kampf mit seiner langjährigen Plattenfirma RCA trotzte er sich in den 90ern noch ein paar furiose Jahre ab, bevor seine Kraft nachlie&szlig. Er starb 2002 im Alter von 65 Jahren.

Jambalaya: Klassisches Eintopfgericht aus Louisiana. Die Fleischsorten und/oder die Wurst (Andouille!) werden zuerst gekocht, dann kommt das Gemüse dazu, dann das Meeresgetier und zum Schluss der Reis. Gewürze nach Geschmack. Zum optimalen Gelingen wird ein gro&szliger Topf empfohlen.

»Jambalaya (On The Bayou)«: Einer der grö&szligten Hits von Hank Williams. 1952 an der Spitze der Country Charts. Gecovert u.a. von Fats Domino und den Residents.

Jerry, & Tom: Zeichentrickserie. Katze und Maus jagen sich und lehren Pädagogen das Fürchten. Titellied von Jürgens, Udo: »Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von dir«.

Joy Division: Eine Band wie eine Pfeilspitze ins Herz der Pubertät und der juvenilen Finsternis. Gegründet nach einem Sex-Pistols-Konzert, entwickelten Sie einen eigenen Sound, weil sie vorher noch nie Instrumente in der Hand gehabt hatten. Mit dem Einstieg von Sänger Ian Curtis bekamen die Leiden des Lebens ein glaubhaftes Gesicht. Ein Jahr nach Erscheinen der ersten LP »Unknown Pleasures« beendete der von seiner Epilepsie geplagte Curtis sein Leben: Er schaut sich den Werner- Herzog-Film »Stroszek« an, hörte Iggy Pop und legte sich die Schlinge um den Hals. Eine Woche später stieg »Love Will Tear Us Apart« in die Charts ein: Einen Song, über den ich hiermit ein striktes Coververbot verhänge. Der Rest der Band rund um Peter Hook und Bernard Albrecht machte als New Order weiter.   

Jermanis, Alfred: Sloweniens Fu&szligballer des Jahres 1995.

Judas Priest: Auch so ein Fall für den Würgreflex. Was haben ein stumpf gedroschenes Schlagzeug, entsetzliche Gitarrensolos, Gitarrenduelle, Kastratenstimme, blonde Dauerwellen und Selbstüberschätzung gemeinsam? Ich kann alles zusammen nicht ausstehen. Angeblich wieder in Originalbesetzung unterwegs.

Jackson, Michael: Mensch mit erratischen sozialen Beziehungen, daher nur die letzte Agenturmeldung: Seine Rechtsanwälte kündigten ihm die Vollmacht, weil der selbsternannte King of Pop ihnen 48 Millionen Dollar schuldet.

Joyce, James: Eröffnete das erste Kino in Dublin, war damit geschäftlich erfolglos. Arbeitete auch als Englischlehrer und Bankangestellter. Als Künstler verdient er neben Musil den Titel »Grö&szligter ungelesener Schriftseller aller Zeiten«. Viele kennen die Kurzgeschichten, aber niemand hat sich durch den »Ulysses« oder »Finnegans Wake« gekämpft. Der 16.6.1904, den Tag im Leben Leopold Blooms, den Joyce im Ulysses beschreibt, ist inzwischen unter der ?berschrift Bloomsday zum alljährlichen Tourismusargument von Dublin geworden. Joyce betrat nach seiner Auswanderung nie mehr irischen Boden.

Johnson, Jack: Schwarzer US-Boxer, dem Miles Davis eines seiner tollsten Alben (ein Soundtrack) gewidmet hat. Beim zweiten Song (also der B-Seite) schleicht sich neben John Mc Laughlin ein junger Free-Gitarrero namens Sonny Sharrock radikal a-tonal ins Ohr!

Johnson, Jack: Er surft auf netten Surfbrettern auf netten Wellen vor seinem unglaublich netten Haus auf Hawaii. Am beschaulich netten Abend zündet er dann am netten Strand ein nettes Lagerfeuer an und singt seinen netten Freunden ein paar Lieder vor. Diese Lieder waren so nett, dass Sie viele nette Leute auf der ganzen Welt hören wollten. Und deswegen schrieb der nette Jack noch mehr nette Lieder und nahm sogar nette CDs auf. Und weil es Millionen von Menschen an Nettigkeit mangelt,  kaufen diese Jack Johnsons CDs, damit auch in ihrem Wohnzimmer ein nettes digitales Lagerfeuer brennt.

»Jules et Jim«: Regie: Francois Truffaut, mit Jeanne Moreau, Henri Serre und Oskar Werner.
Die Freundschaft, die Liebe, das Dreieck, das Gefühl, die Moral und die Sühne.

Jancker, Carsten: Fu&szligballer. Sorgte mit seinen Stolpereien bei seinen ersten Auftritten für Rapid für mitleidiges Gelächter. Steigerte sich zum Torjäger und wurde zum FC Bayern transferiert. Verdient nun sein Gnadenbrot in China.

Jones, Norah: Beliebte Duettpartnerin von Willie Nelson. Dolly Parton oder Gillian Welch. Hat einen au&szligergewöhnlichen guten Geschmack bei der Auswahl ihrer Songs und ist daher dank Millionenverkäufen für das Auskommen der Erben von Townes van Zandt verantwortlich. Idol der Starbucks-Generation.

Johnston, Daniel: Beatlesfan, Liebhaber zuckerhaltiger Getränke. Autor einer Unzahl von Songs, die auf Kassetten aufgenommen wurden. Fans und Konzertbesuchern stellt sich die Frage, ob sie ihren Voyeurismus stillen, indem sie der gepeinigten Seele zuhören und zujubeln, oder ob sie an der gro&szligen Kunst eines instabilen Geistes teilhaben. Schaltete während eines Fluges mit seinem Vater die Zündung aus und warf den Schlüssel aus dem Fenster.  Sohn und Vater überlebten die Notlandung.

James, Etta: Königin der Bluesballade.

Johnson, Robert: Verkaufte in Clarksdale, Mississippi für seinen Gitarrensound seine Seele dem Teufel. Wurde von einem eifersüchtigen Ehemann vergiftet. Gitarrenlehrer von James, Elmore. Urvater aller Musikermythen der Neuzeit.

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Text
G. Bus Schweiger

Veröffentlichung
10.01.2011

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