HaflerTrio Der Name geht auf den Akustikwissenschaftler David Hafler zurück. Um 1980 kontaktierte das Gründungsmitglied Dr. Edward Moolenbeek den Techniker Christopher R. Watson (Ex-Cabaret Voltaire), der zusammen mit Andrew McKanzie radiophone Experimente zur Psycho- und Transakustik gemacht hatte. ?briggeblieben von dieser legendären Formation ist McKanzie, der mit so ziemlich allen Industrial-Heroen spielte. Alben wie »Bang, An Open Letter« (1984), »The Sea Org« (1987) oder »Fuck« (1992) definierten nachhaltig die aktuelle elektronische Musik. Wegen einer unheilbaren Blutkrankheit ziemlich verarmt, einer von den ganz Großen, nach wie vor sträflich unbekannt.
Sledge Hammer Kein Mike und schon gar kein Jan H. und auch keine Hammer-Filme an dieser Stelle. Sondern der (pseudo-)coolste Cop seit der Erfindung der 44er Magnum. Die TV-Version des »Make my day«-Originals »Dirty Harry« lief zwischen 1986 und 1988. Diese Low-Budget-Satire kam mit genüsslich wenig Tiefgang daher. In der Rolle des verwirrt-rabiaten, waffengeilen und um einfachste Lösungen nie verlegenen Cops wurde David Herschel zur Trash-Kultfigur.
Herbie Hancock Spätestens seit Kodwo Eshuns Buch »Heller als die Sonne« weiß auch die jüngere Techno-Mannschaft, wie einer ihrer Götter heißt. 1970er Synth-Wizzard mit schwerst afrofuturistischer Erdung in bester Miles Davis-Manier. Bewies visionäres Geschichtsbewusstsein, als er 1983 den DJ Grandmixer D.ST für den Track »Rockit« engagierte und so Jazz mit Turntablism kurzschloss.
Keith Haring Das vielleicht veritabelste Bindeglied zwischen Warhol und Graffiti-Kunst. 1958 im amerikanischen Hinterland geboren, wurde er nach seinem frühen Coming-Out 1978 zu einem der Protagonisten der New Yorker Schwulen- und Discoszene, die »Paradise Garage« war sein zweites Zuhause, Garage-Betreiber Mel Cheren und DJ Larry Levan enge Kumpels. Sein einfacher und dadurch umso besser erkennbarer Stil prägte Heerscharen von Sprayern. Bereits 1982 auf der »documenta« in Kassel, bemalte er den Checkpoint Charlie und im Video »I’m Not Perfect« den Körper von Disco-Diva Grace Jones. 1990 gründete er die gemeinnützige Haring-Stiftung zur AIDS-Prävention, bevor er selbst wenig später von der Krankheit dahingerafft wurde.
Harlem New Yorker Stadtteil, Ghetto, eine der Brutstätten schwarzer intellektuell-künstlerischer Selbstbestimmung. Die wahrscheinlich prosperierendste Zeit erlebte der in Manhattan gelegene Bezirk, als nach dem Ersten Weltkrieg sich die so genannte Harlem Renaissance dort formierte. Autoren wie Claude McKay und Längsten Hughes, der Fotograf Carl Van Fechten oder der Maler Hayden Palmer wären zu nennen: Da kam alles zusammen, Spoken Word Poetry, Jazz, Blackness und Gay Culture. Die von Alan Locke ab 1925 herausgegebene Zeitschrift »New Negro« wurde zum Zentralorgan dieser sich wieder stark auf afrikanische Wurzeln besinnenden Bewegung und beeinflusste UNIA-Gründer Marcus Garvey nachhaltig. Legendäre Kaschemmen wie der »Cotton Club« und das »Savoy« standen hier und die meisten »Speakeasies«. In den 70ern neben Queens der Ort, an dem HipHop das Licht der Welt erblickte. Und Harlem hat natürlich mit den Globetrotters eine der coolsten Basketballmannschaften der Welt.
Mick Harris Drummer bei Napalm Death und als Scorn Mitbegründer ultraharter und -düsterer Dubmusik. Lebt seit geraumer Zeit mehr oder weniger zurückgezogen und betreibt sozusagen als Therapie exzessives Flussfischen. Als Remixer heißbegehrt, wenn es darum geht, Bässe richtig tief zu legen, so etwa für Fetish 69, Mothboy, A. Weatherall oder Bill Laswell. Aliase: Painkiller, Lull und MJ Harris.
Debbie Harry DIE Ikone zwischen Punk, HipHop und Disco New Yorker Prägung. Klasse Schauspielerin in Cronenbergs »Videodrome« (1983), John Waters »Hairspray« (1987) und »My Life Without Me« (2003, lsabel Coixet). Blondies Track »Rapture« (1980) war der erste »HipHop«-Song, der eine Charts-Spitzenposition einfuhr, gesungen von einer weißen Frau. Führte über ihren Bekannten Fab5Freddy Malcolm McLaren in HipHop ein. Unsere ewige Liebe sei ihr sicher!
Ray Harryhausen Der Ûbervater filmischer Spezialeffekte perfektionierte die Stop-Motion-Technik, die zahllose Fabelwesen auf dem Bildschirm zum Leben erweckte. Filme wie »The 7.th Voyage of Sindbad« oder »Jason and The Argonauts» kann man sich auch 50 Jahre später gut und gerne ansehen. 1920 als Sohn deutscher Auswanderer in L.A. geboren, erhielt er 1992 einen Oscar für sein Lebenswerk. Das Berliner Filmmuseum hat ihm einen eigenen Schauraum eingerichtet, in dem der Großteil seiner Monstren, Kentauren und Zyklopen und viele Paraphernalia untergebracht sind.
Raoul Hausmann Zusammen mit Richard Huelsenbeck und John Heartfield Mitbegründer der Dada-Bewegung in Berlin 1918 und Herausgeber gleichnamiger Zeitschrift. 1886 in Wien geboren, war Hausmann als Maler und besonders als Fotograf aktiv. Er gilt als der »Erfinder« einer Buchstabenpoesie nach dem 1. Weltkrieg, inspirierte Kurt Schwitters zu seiner »Ursonate« und machte gemeinsame Sache mit Man Ray. Hausmann beschäftigte sich mit dem Phänomen des Automatismus in der angewandten Kunst und der Musik, wurde als »Dada-soph« verballhornt und musste wegen der politischen Umstände oft emigrieren. Er starb 1971 in Limoges (F). Wie Hausmann, zu dieser Zeit bereits Anti-Dadaist, schrieb: »Nieder mit dem deutschen Spießer!«
Richie Hawtin Neben Jeff Mills der wahrscheinlich teuerste DJ überhaupt. Was aber nicht von ungefähr kommt, war/ist Hawtin in seiner Inkarnation Plastikman wohl einer der wichtigsten Minimal-Techno-Produzenten überhaupt. Begann 1987 als DJ. War maßgeblich vom Detroit-Techno infiziert und machte diesen für die aktuelle Dance-Electronica massentauglich. Labelbetreiber von Plus8. Seine Spezialität: Decks, F/X und alte Korg-Kisten zu einem furiosen Set zusammenzuschließen. Angewandte Beat-Science mit zwingendem Groove. Machte sich auch einen Namen für die Weiterentwicklung von DJ-Tools wie »Final Scratch«.
Dick Hebdige Vor seinem epochalen Reader »Subculture:The Meaning of Style« (1979) war die Zeichenanalyse des Undergrounds ein ziemlich dröges Feld. Hebdige war es, der maßgeblich den theoretischen Boden der »Birmingham School« der Cultural Studies aufbereitete und mit Leuten wie Angela McRobbie und Lawrence Grossberg einen Apparat generierte, auf dem der Großteil aktueller Popdiskurse basiert. Sein immer weiter verfeinertes Modell einer gesellschaftlichen Bricolage zwischen Ideologie-Kritik, Fantum und soziologischen Ansätzen reicht von massenhaften Studien über Punk bis zur karibischen Musik, DJing und Semiotik. Als Professor für Film und Pädagogik tätig.
Hermann von Helmholtz Einer der großen Universalgelehrten des 19. Jahrhunderts, beschäftige sich neben physikalischen, optischen und thermodynamischen Fragen auch mit der Akustik. Er entwickelte eine mathematische Theorie zur Erklärung der Klangfarbe durch Obertöne, seine als Resonanztheorie bekannt gewordenen Thesen und sein Werk »Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik« (1863) begründeten einen wissenschaftlichen Korpus, um den keiner, der etwas mit Elektroakustik zu schaffen hat, herum kommt. Der so genannte Helmholtz-Resonator sorgt dafür, dass Bassreflex-Boxen so schön wummern.
Fletcher Henderson »The King of Swing« und der erste Jazz-Musiker, der eine Big-Band gründete. Brach Anfang der 20er Jahre sein Chemiestudium ab und arbeitete als Arrangeur und musikalischer Direktor des einflussreichen Black-Swan-Labels. 1924 spannte er der King Oliver’s Creole Jazz Band einen aufstrebenden Jungtrompeter namens Louis Armstrong aus, später spielten Chuck Berry, Coleman Hawkins und Tommy Ladnier in seiner Big Band, die eine der kommerziell erfolgreichsten schwarzen Combos wurde. Henderson zeichnete als Pianist und Arrangeur für einige der bekanntesten Tunes von Benny Goodman verantwortlich, es war das erste Mal, dass ein Farbiger in einem weißen Orchester spielte.
Jimi Hendrix Ûber den Umweg der Black Secret Technologies als sonischer Visionär wiederentdeckt. Afrofuturistische Black Magie zwischen Voodoo und Science Fiction mit der Gitarre (und den dazugehörenden Effekten) als Sound-Arche.
Pierre Henry Gilt neben Piere Schaeffer als der Begründer der Musique Concrete. 1927 geboren, studierte er in Paris Klavier und begann nach dem 2. Weltkrieg, elektroakustische Studien anzufertigen. Auch wenn von mindestens so großem Einfluss wie K.H. Stockhausen, blieb Henry lange die gebührende Aufmerksamkeit verwehrt. Sein Werk »Messe pour le temps present« (1967) ist ein Prä-Techno-Klassiker.
Paris Hilton The girl we love to hate. Die blonde Millionenerbin zeigt’s allen, wie man sich mit Glück und Geschick in den Medien halten kann. Immerhin auch eine der bestverdienenden Unternehmerinnen der letzten Jahre. Eine, die man angeblich ja nicht gut zu finden hat. Aber: Können mehr als elf Millionen Google-Einträge über dieses fatale Objekt der Begierde irren?
Billie Holiday Ms. »Lady Day« sings the Blues. Wie keine andere steht Holiday für das vertrackte Verhältnis von Jazz, Segregation, Drogen und Beziehungen. Der 1939 entstandene Song »Strange Fruit« über die rassistische Lynchjustiz im amerikanischen Süden machte sie weltberühmt und das »Time Magazine« kürte das Stück gar zu einem der wichtigsten des 20. Jahrhunderts. Sang für Benny Goodman und Count Basie, Langzeitbekannte von Lester Young. Sie wurde um ihre beträchtlichen Einkünfte betrogen und starb 1959 verarmt unter entwürdigenden Umständen im Alter von 44 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus an Hepatitis. Die 1972 von Sidney J. Furie verfilmte Biografie mit Diana Ross als Hauptdarstellerin war zwar ambitioniert, aber auch nicht mehr. Beeinflusste maßgeblich Sängerinnen wie Nina Simone, Janis Joplin oder Madeleine Peyroux.
Michel Houellebecq Fragen Sie skug-Kollegen Noel Akchote nach ihm und bringen Sie viel, besser: sehr viel Zeit mit … Der Film »Elementarteilchen« von Regisseur Oskar Roehler nach der Vorlage von Houellebecqs gleichnamigem Roman ist indes gerade angelaufen.