Sein Zugang zur Musik ist eigentlich ein politischer:
»Der Grund, warum ich dann doch beschlossen habe Musik zu machen, nachdem ich diese bürgerlichen Musikgeschichten mit Klavierunterricht und so weiter hinter mich gebracht hatte, war die Tatsache, dass ich auf der künstlerischen Ebene politisch arbeiten wollte. Politische Arbeit hieß damals für mich Systemkritik und Wunsch nach Veränderung der herrschenden Zustände. Christof Kurzmann habe ich z. B. damals in der Gruppe für Totalverweigerer kennen gelernt – soviel zu meinen antimilitaristischen Zusammenhängen. Ich wollte damals die Musik als Werkzeug verwenden, um neue Realitäten zu schaffen bzw. Zusammenhänge herzustellen, die mir ein Anliegen sind. Ich glaube eben, dass man auf einer künstlerischen Ebene am Besten ausdrücken kann, wo man steht, was man vom Leben will und was einen interessiert. Ich könnte abseits dieses künstlerischen Aspektes auch gar nicht leben. Ich kann nur versuchen, zu leben wie ich lebe und das was ich lebe, so darzustellen, dass es andere Leute auch interessiert – in der Musik kann man sich da ganz gut bewegen und artikulieren, weil man Dinge transportieren kann, die vielleicht nicht so viele Leute gerne hören wollen.«
»Subvoice«
Ende der 80er Jahre war Filip mit dem Projekt Sigis Bruder unterwegs; ein Duo bestehend aus der Sängerin Sigi Ecker und eben Klaus Filip, der Sampler und Computer bediente.
»Mich hat vor allem Sprache interessiert bzw. die Möglichkeiten, die man da mit Computer und Sampler hat. Ich wollte u. a. zeigen, wie man sich hinter der Sprache verstecken kann – Stichwort Phantasie und Lüge. Damals gab es noch die Kassettenzeitung »Subvoice«, die alle zwei Monate erschienen ist und sowohl politische als auch kulturelle Beiträge hatte. Daraus habe ich viel zusammengeschnitten.
Ich habe zunächst nicht an Musik gedacht, sondern die Konzepte begründeten sich auf die Sprache. Was dabei heraus gekommen ist, war dann zwar Musik, aber keine komponierte, sondern passierte. Bei der Musik ist mir nach wie vor das Passierenlassen sehr wichtig. Wer mich in diesem Zusammenhang schon immer sehr fasziniert hat, war natürlich Cage mit seinen Versuchen, dem Zufall einen Raum zu geben, bzw. nicht mit Intuition zu komponieren, sondern wirklich etwas passieren zu lassen, was einen noch selbst überraschen kann. Das macht die Sache spannender, weil man sich selber zuhören kann und Dinge vernimmt, die man noch nie vorher gehört hat – und das geht mit dem Computer eben sehr einfach. Cage wäre glücklich gewesen, hätte er einen Computer gehabt. Das Schöne an der elektronischen Musik ist ja, dass sie zu einer neuen Klangsprache geführt hat und dass sie selbst die akustische Musik stark beeinflusst hat, wenn man bedenkt, dass sich mittlerweile viele Jazzmusiker oft und gerne der elektronischen Strukturen akustisch bedienen«.
Big Baby, von innen bespielbar
Ein konsequentes Musikerleben hat Filip aber nie geführt. Sehr sporadisch waren seine Konzerte. Mittlerweile gibt es allerdings eine spielfreudige Formation namens ® (»R im Kreis« für jene, die nicht das Sonderzeichen für »registered trademark« auf ihrer Tastatur finden) unter Mitwirkung von Dieb 13, Oliver Stotz und Billy Roisz.
Beim Orchester 33 1/3 ist Filip auch mit von der Partie, aber sein wichtigstes Projekt heißt derzeit Big Baby, weil es dabei viel um Klangbastelei geht.
»Für das Spielen mit dem Computer ist es mir ein Anliegen daran zu arbeiten, dass er als Instrument funktioniert und das wenn möglich ohne Bildschirm. Dazu bedarf es natürlich immer Interface-Entwicklungen, da Trackpad und Maustaste eine schlechte Bedienmöglichkeit für ein Instrument darstellt. Auch die Tasten sind in der neueren Musiksprache sehr einengend. Das letzte Ding, das ich in dieser Richtung gebaut habe, war das Feder-Board – so eine Art Zither, die mit berührungsempfindlichen Federn als Interface funktionierte. Das Gerät wurde mir allerdings vor eineinhalb Monaten mitsamt meinem Equipment aus dem Auto gestohlen – obwohl sicherlich niemand etwas damit anfangen kann außer mir. Jedenfalls befinden sich solche Federn auch im Big Baby. Dieses Ding ist eine Skulptur in der Form eines Riesenbabys, die man von innen bespielen kann – so groß, dass wir zu dritt hineinpassen (Red White, Cynthia Schwertsik, Filip). Die Schatten des Innenlebens werden auf die Außenhaut – sandbestrahltes Plexiglas – projiziert. Viel Bastelarbeit steckt hier dahinter, da das ganze Baby mit diesen Federn ausgestattet ist und jede Feder auf Berührung reagiert. Ich kann also in der ganzen Skulptur Musik machen, es kommt nur darauf an, wo ich gerade hingreife. Am Anfang bin ich da drinnen eben nur vorm Laptop gesessen, was aber sehr langweilig war. Jetzt bewegen wir uns zu dritt durch dieses Raumschiff und machen auf diese Weise Musik und Lichtspiele.«