Phill Niblock © Austrian Cultural Forum New York
Phill Niblock © Austrian Cultural Forum New York

Klangzeit als multidisziplinäres Konzert- & Performance-Streaming

Statt vier Live-Events ein expanded Online-Festival in Kooperation mit Iklectik London. Das Klangzeit Festival mit Standort Klanghaus Untergreith wird vom 26. bis 29. November 2020 hochkarätige »Green Sounds« bieten und den im Oktober 2020 verstorbenen Avantgarde-Trompeter Toshinori Kondō würdigen.

Der Weg nach St. Johann im steirischen Saggautal in den Ortsteil Untergreith ist von Wien aus ohnehin relativ weit. Wenngleich virtuelles Streaming ein Live-Konzert nicht ersetzen kann, ist es doch großartig, das Klangzeit Festival in diesem Jahr per Live-Stream verfolgen zu können. Wegen der aktuellen Covid-19-Lage gibt es zwar keine Live-Performances, dafür aber wird großzügig auf ein viertägiges Online-Festival ausgeweitet. Dank Kooperationspartner Iklectic London finden Sound Art, Improvisation und experimentelle Musik einen noch internationaleren Weg. Diese 2014 gegründete kreative Plattform, insbesondere spezialisiert auf zeitgenössische Sound Art, Installationen und interdisziplinäre Arbeiten, zeigt sich als Iklectic Offsite im virtuellen Raum, worin soziale, politische, kulturelle und kritische Beiträge interdisziplinär und prozessual zu neuen Projekten verschmolzen werden.

»Green Sounds«
Die Kurator*innen Zahra Mani, Mia Zabelka (Klanghaus Untergreith) und Isa Ferri, Eduard Solaz (Iklectik London) haben mit »Human Life/ Green Sounds/ Artificial Emotion« ein Festivalmotto ersonnen, das seinesgleichen sucht. Demnach sind »›Green Sounds‹ gemäß Vordenker Werner Jauk nicht einfach Klänge der Natur, sie sind Klänge der natürlichen Interaktion des Menschen mit der Umwelt und zugleich Gestaltung der Lebens(um)welt. Damit ist Arbeit mit Klang die Verkörperung einer politischen Forderung: das Besinnen auf die Selbstregulation der Natur, das Hinhören auf die Bedeutung der Kultur der Gestaltung für den Menschen. Die Gestaltung von ›Green Sounds‹ meint, eine Lebensform der Natur als ›Kunst (zu) leben‹, die für uns im physischen Spiel mit Klang erlebbar ist. Als Überwindung der Kultur der Rationalität des Sehens meint ›auditory culture‹ nicht nur die Übertragung der Natur des Hörens auf Kultur, sondern die Zusammenführung von Natur und Kultur in ›converged realities‹ – Virtuelles und Reales überlagern sich, der Unterschied wird nichtig.«

Rahel Kraft © Klaus Pichler

Dichtes Programm
Leider fehlt die Zeit, um auf alle Acts einzugehen, deshalb nur eine Vorschau, hauptsächlich auf den ziemlich besonderen Festivalsamstag. Highlighten wird am 28. November das Trio Phill Niblock/Katherine Liberovskaya/Barbara Held. Experimentelles Filmschaffen wird mit mikrotonalen Überlagerungen zu einem speziellen Dronemusik-Gesamtkunstwerk gekoppelt. Ein weiterer Dreier mit Fokus auf Sound und Visuelles um Mia Zabelka wird mit Spannung erwartet. Ihre Satelliten sind Tracy Lisk (Percussion) und Els van Riel (Video, Film). Die Klangkünstlerin/Vokalistin Viv Corringham wird sich nach ihrem phänomenalen Auftritt beim phonoFEMME Festival 2019 zurückmelden und Rahel Kraft wird nach ihrem Gastspiel bei Sonic Territories 2020 erneut performen. Die Schweizer Wahlwienerin arbeitet mit organischem Audiomaterial, Electronics, Text, Visual Media und legt dabei Wert auf eine physische Klangerfahrung. Mia Zabelka, Arun Natarajan und Paul Jonas Kinnunen werden zudem am Sonntag, dem 29. November Toshinoro Kondō (1948–2020) gedenken. Der indische Tausendsassa Natarajan, bekannt für seine extremen Metal-Ausdifferenzierungen, ist auch Drum’n’Bass/Ambient/Noise-DJ. Als IcosTech war er an der Seite des japanischen elektrischen Experimentaltrompeters Toshinori Kondō im Projekt Kaza beteiligt.

phonoECHOES Wettbewerb
Eine Kooperation des Klanghaus Untergreith mit dem Österreichischen Komponistenbund (ÖKB) gebar 2020 den phonoECHOES Wettbewerb für Klangkunst und elektronische Musik. Eingereicht wurden Werke aus den Bereichen Klanginstallation, Klangskulptur, Klangperformance, intermediale/interdisziplinäre Konzepte sowie elektroakustische Kompositionen. Sebastian Leopold, Station Rose, Lukas Wegscheider, Veronika Gmeindl und Richard Graf schafften es ins Finale. Eine Fachjury wird im Rahmen des Klanzeit Festivals urteilen, jedoch sind Interessierte eingeladen, über einen »Voting Pool Link«, der ab Donnerstag, dem 26. November unter dem Stream freigeschaltet wird, mit abzustimmen. Die Finalrunde beginnt um 20:30 Uhr.

Mia Zabelka, Phill Niblock, Katherine Liberovskaya © Austrian Cultural Forum New York

KLANGZEIT Festival 2020 (virtual)
4 Tage Klangkunst, Improvisation und experimentelle Musik
26.–29­. November 2020, 20:30 –22:00 Uhr

Vollständiges Programm: http://iklectikoffsite.org/klangzeit-festival-2020/

Präsentation einiger Festivalsteilnehmer auf dem Londoner Radiosender Resonance 104.4 FM: http://iklectikoffsite.org/voixxe-16-november-2020/

Links:
https://klang-haus.at/de/news-2/
http://iklectikoffsite.org/klangzeit-festival-2020/

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