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Rusconi

»History Sugar Dream«

Qilin Records

In der Schweiz gibt es alles. Zumindest was Jazz bzw. Impro anbelangt. Da habe ich schon traurige Wiedergänger und durchgeknallte Avantgardisten gehört, perfekt austarierte Grenzgänger und spröde Verweigerer. Es sollte also gar nicht wundern, dass es in der Schweiz auch eine Band gibt, die den Spagat zwischen Jazz, ein bisserl Pop und einer Unze Noise gar so spielerisch hinkriegt, dass man sich fragt: Ja, warum denn nicht öfters? Rusconi heißen die Typen, benannt nach nur einem Typen, Stefan Rusconi (am Piano und Synthie-Zeugs). Hinzu kommen Fabian Gisler (Bassgitarre) und Claudio Strüby (Drums und Zeugs). Nicht umsonst haben die Drei schon diverse Preise abkassiert, wurden von Sony produziert und, tjaha, trennten sich aus eigenen Stücken wieder von Sony, um in Zeiten der globalen Musikverramschung (Spotify & Co.) näher an den Fans (bzw. der finanziellen Unterstützung derselben) zu sein. Das alles ist sehr löblich, insbesondere da »History Sugar Dream« tatsächlich viel verspielter als die Vorgängeralben aufgefallen ist, die doch sehr oft in den allzu gemütlichen Beserljazz abgebogen sind, trotz löblicher Sonic-Youth- Verbeugung (die zwar ein wenig nach Brad Mehldau klang, aber wenigstens nicht mit pseudophilosophischem Brimborium angeliefert wurde). Es gehe auf »History Sugar Dream« um eine Rückbesinnung auf die eigene Kindheit, wo man noch wirklich frei im Spiel sei. Gemeint ist in diesem Fall allerdings auch eine gewisse Unschuld. Rusconi wollen auf »History Sugar Dream« in keiner Weise abgebrüht wirken, scheuen darum die Versimplifizierung und die entsprechenden Klischees nicht. Das mag Hardcorefans eher verschrecken, als Vermittlungsleistung ist es durchaus großartig. Notwist trifft auf Bill Evans. Fugazi auf Chet Baker. Ungefähr so. Aber nicht ganz.

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