Headerimage Placeholder

Es ist zu nichts anderem gut, also muss es Kunst sein

ignorama ist ein kreatives, dynamisches und anspruchsvolles Netzkunstprojekt, eine intellektuell-visuell-akustische Plattform für künstlerisches Wechselspiel aus Leichtigkeit und diskursiver Auseinandersetzung.

Die statische Anordnung der drei Komponenten Bild, Text und Ton bildet einen strikten Rahmen, der jede Konstellation für immer einfriert. Da jedoch jederzeit neue Beiträge, die dann die alten verdrängen, hochgeladen werden können, bilden sich in unberechenbaren Abständen neue Konstellationen; jeder neue Zustand ist also nicht nur End- sondern auch Anknüpfungspunkt. Mittels Zeitsprungfunktion kann man auch zufällig ausgewählte ältere Zustände von ignorama besuchen.

Aus dem ursprünglichen Plan für ein Buch, das Wienfotos von Heinz Cibulka den Texten von Hanno Millesi gegenüberstellen sollte, entwickelte sich dann mit Norbert Math (Ton) das seit Februar 2002 existierende Internetprojekt. Anfangs, wie die ersten Fotos zeigen, noch auf Wien bezogen, geht es inzwischen jedoch mehr um die realen oder imaginären Orte, an denen sich die Proponenten gerade aufhalten; unsichtbare Schnüre führen sie im ignorama zusammen. Im Lauf des ersten Jahres spielte sich das Team merklich immer besser aufeinander ein: scheinen die ersten Beiträge noch wenig miteinander zu tun zu haben, so ergeben sich mittlerweile immer vielschichtigere Konstellationen, deren Gesamtstimmung am stärksten der Titel des Soundfiles prägt. Dabei sind starke Kontraste fast eine Trademark von ignorama.

Das konzentrierte Statement, die Auseinandersetzung, die illustrative oder assoziative Reaktion auf die Beiträge, das Ausprobieren neuer Ideen, die Möglichkeit, manches, da es schnell ersetzt werden kann, skizzenhaft zu lassen, ohne dass deshalb die Ansprüche der Künstler an sich selbst herabgesetzt werden, und dass jeder nur für einen Teil des Ganzen verantwortlich ist, macht für die Initiatoren den Reiz des Projekts aus. Auch kann die fixe Rollenaufteilung jederzeit durchbrochen werden, da jeder auch unter einer fiktiven Identität publizieren kann. Die gewisse Regelmäßigkeit, mit der sie Beiträge erstellen müssen, empfinden sie nicht als Zwang, sondern als nicht unangenehme Disziplinierung.

Seit einem halben Jahr ist ignorama für Beiträge der UserInnen offen, die bereit sind, ihre Bilder, Texte und Sounds dieser Form eines unberechenbaren Kontexts auszusetzen und somit Teil einer sich immer weiter verzweigenden Assoziationskette zu werden. Cibulka, Math und Millesi hoffen, dass der ästhetische Rahmen, den sie in der ersten Phase vorgegeben haben, respektiert wird; die einzige Form von »Zensur« besteht darin, dass Banales ohne Charme sehr schnell ersetzt wird. Da jeder Beitrag eine Zeitmarke besitzt, sieht man, ob und wie schnell reagiert wird. Schade finden die drei nur, dass die Möglichkeit Bilder hochzuladen am häufigsten genutzt wird, wodurch gelungene Ensembles manchmal zu schnell aufgelöst werden, jedoch erst wenige Soundfiles von Usern upgeloadet wurden.

www.ignorama.at

favicon

Home / Musik / Artikel

Text
Andrea Bernadyn

Veröffentlichung
07.12.2004

Schlagwörter

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen