»EinsZweinSchrein« ist nach einigen Tapes und Samplerbeiträgen die erste LP von Ruth-Maria Adam, Bastian Hagedorn und Ronnie Oliveras. Sie haben hiermit ein musikalisch äußerst vielfältiges und unterhaltsames Album abgeliefert, das sich mühelos an verschiedensten musikalischen Universen bedient. Wenn man unbedingt nach einer Genrebezeichnung suchen will, könnte man das ganze vielleicht Free Improvisation nennen, aber das wird der Sache nur teilweise gerecht – auch wenn Improvisation offensichtlich ein wichtiger Faktor für die Band zu sein scheint. Speziell bei Hagedorns Schlagzeugparts kann man auch Free Jazz als Einfluss verorten, allerdings wird hier neben Trommeln und Becken auch auf allerhand andere Gegenstände eingetrommelt. Generell werden so ziemlich alle Avantgarde-Strömungen der vergangenen hundert Jahre, von Musique Concrète über Minimalismus bis hin zu Noise und Drone, zitiert. Dies geschieht sowohl liebevoll als auch mit einem stetigen Augenzwinkern. »Llullaillaco« beginnt zum Beispiel mit frenetischer Percussion und Violine sehr free-jazzig und geht dann in eine minimalistische, hauptsächlich von Gesang geprägte Drone-Passage, die so durchaus in einem Werk La Monte Youngs vorkommen könnte. Bevor allerdings irgendwelche New-Age Konnotationen aufkommen könnten, verlieren sich die Drones im Husten und Krächzen der Bandmitglieder und das Ganze wird wieder in eine sehr menschliche Dimension zurück geführt. Zusammengehalten wird dies alles durch ein großes Gespür für musikalische Dynamik und eine ebenso große Portion Humor. Ruth-Maria Adam und Ronnie Oliveras sind neben Schrein auch noch als Flamingo Creatures tätig und ein Teil des Psych-Rock Kollektivs Datashock, Bastian Hagedorn hingegen trommelt bei der Black Metal Band Sun Worship. Wie das Cover-Artwork nahelegt, scheinen sie mit Schrein eine Fusion ihrer drei musikalischen Persönlichkeiten gefunden zu haben. Das Ergebnis sollten sich an experimenteller Musik Interessierte nicht entgehen lassen.