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Drive Moya

»The Light We Lost«

Noise Appeal Records

Allerheiligen, Wien. Eigentlich ist das die Zeit, in der man sich als Wiener*in zu Hause vor dem grauen Wetter verbarrikadiert und dem einsetzenden Herbst- und Winterblues als Fan des gehobenen Shoegaze und Postrock mit Alben à la »Deathconsciousness« von Have a Nice Life oder für die älteren Blueser meinetwegen »Disintegration« von The Cure noch eines nachschiebt. Doch da, ein Sonnenstrahl. Die grauen Wolken lichten sich. Drive Moyas Single »Cold Water« erschien am 1. November 2019. Eine feine, gitarrenpoppige, fast hitverdächtige Nummer, die zwischen Postrock und Shoegaze hin- und herpendelt. Fast einen Monat später wird von der Band rund um Ex-Mimi Secue Christian Jurasovich (Gitarre, Vocals), Simon Lee (Bass, Vocals) und Sebastian Götzendorfer (Schlagzeug) das Debütalbum »The Light We Lost« nachgeliefert. Mit sieben Nummern, die nicht ohne sind … Schon der Opener »Song for Two« macht klar, in welche Gebiete die Reise führen wird. Nach wenigen Eröffnungsakkorden fährt das Schlagzeug solide und unterstützend los wie ein Volvo, lässt sich auch bei den lauten, sich ambientartig öffnenden Gitarrenwänden des Refrains nicht verführen oder gar aus der Spur bringen. Postrock solid. Die klangliche Ästhetik des gesamten Albums ist verdammt nahe am Slowcore dran, Codeine, Low und Sophia lassen grüßen. Aber die Hälfte der Nummern ist eindeutig etwas zu uptempo, um gleich den ganzen Longplayer einfach in diese Schublade zu stecken. Auf der Nummer »Dreamboy« die sphärische Leadgitarre, welche sich auch bei anderen Songs wiederfindet, und die Backgroundstimme zum Beispiel. Oder die einsetzenden Gitarrenwände bei »White Leaf«, schönste Erinnerungen an das komplette Shoegaze-Spektrum werden da wach, von The Jesus and Mary Chain über die frühen Boo Radleys hin bis zu Second-Wave-Shoegazern aka Nugazern wie Autolux. Hätten die Amerikaner mit der auftretenden Grunge-Manie und die Briten mit Cool Britannia das zarte, aber starke Pflänzchen Shoegaze mitsamt seinen Ablegern Noisepop und Dreampop in den 1990er-Jahren nicht komplett unter sich begraben und an den Rand verdrängt, Drive Moya wären mit ihrem Debütalbum »The Light We Lost« in diesem musikalischen Spektrum mit Bands wie Ride, Drop Nineteens oder Chapterhouse an vorderster Front gewesen. Zeitlos schön.

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Text
Georg Novotny

Veröffentlichung
10.12.2019

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