X-NAVI:ET ist das Soloprojekt des polnischen Perkussionisten und Elektronikmusikers Rafal Iwanski, der auch in den Bands HATI und Kapital spielt. »Dead City Voice« ist seine vierte Soloplatte. In der Musik Iwanskis werden psychedelische Bewusstseinsstadien, rituell-archaische Percussions und (Post-)Industrial durchexerziert. »Dead City Voice« ist, wie es der Albumname nahelegt, eine Aufarbeitung urbaner Befindlichkeiten innerhalb dieser Settings. Unbequem, sinister, trance-artig und industriell ist es hier. Gleichzeitig baut Iwanski ein beinahe intimes Naheverhältnis mit den Psychopathologien des Zuhörers auf. Es sind nun keine Tracks für die Zeit nach dem Tag X, in der die Stadt in Schutt und Asche liegt. Zeit als Faktor spielt keine Rolle, denn Zustände oder Ströme des Selbst kursieren unabhängig davon. Klar verwendet Iwanski eine Soundästhetik, die eindeutig konnotiert ist. Aber dabei ähnliche Irrgärten bloßzulegen wie etwa Hafler Trio, ist ja nun nicht das Schlechteste. Siehe etwa »Garden Paradox«, das sich von einer konkreten Klangstudie zu einem Pulsationsfeedback verdichtet. Der letzte Track, »Luna 369 Park«, gibt keinerlei Auflösung aus diesem Szenario. Schon klar, es ist nicht Aufgabe des Artists, sein eigenes Album zu erklären. Indes bleibt mir, unter dem Eindruck der im Lauf von »Dead City Voice« ausgebreiteten Szenarios, das Ende zu vage. Vielleicht auch deshalb, weil mir das ganze Album sehr konzeptuell vorkommt und sich so der dreizehnminütige Drones-Ausklang den Verdacht eines Lückenfüllers gefallen lassen muss. Abgesehen davon: perfekte (Mitter-)Nachtmusik.
X-NAVI:ET
»Dead City Voice«
Zoharum Records
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