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Cloud Management

»S/T«

Altin Village & Mine

Cloud Management ist das Feierabendbierprojekt von einigen Mitgliedern der Hamburger Formation Love Songs und Ulf Schütte (Phantom Horse, Datashock). Vorausgegangen ist dieser Zusammenarbeit bereits ein gemeinsames Album mit dem nüchtern-lockenden Titel »Spannende Musik«(2021 erschienen auf Bureau B), das Elemente von Krautrock, Dub, Ambient und Postrock miteinander verband. Gediegene musikalische Arbeiten, die genügsam um sich selbst kreisten. Bescheidenheit ist bekanntlich eine Zier, Souveränität drückt sich in Diskretion aus, nicht in großmäuligen Gesten. Und so stelle ich mir die Herrenabende im Instrumenten- und Maschinenpark, die Aufnahme-Sessions zum selbstbetitelten Album von Cloud Management vor:Viertel nach Acht, fensterloser Raum, der Alltag bleibt ausgesperrt. Endlich Zeit für Musik in aufgeräumter und konzentrierter, aber lockerer, fast zwangloserNo-Bullshit-Atmosphäre. Das popkulturelle Kapital im Kopf und in den Fingerspitzen, die Instrumente in der Hand, ein kaltes Getränk nebendran und dann mal sehen, was passiert … Das liest sich vielleicht wie Nerd-Bashing, Eskapismus-Schelte und Kritik am Jungs-Hobby – aber weit gefehlt. Wegen mir müssen die den Kulturquatsch nicht ausmachen, in dem ich selber auch drinstecke. Im Gegenteil. Stichwort Resilienz, wie sich die geistige Gesundheit erhalten, angesichts des Wahnsinns? Ja, eben – warum nicht Musik machen, am Ball bleiben, den eigenen, über Jahre hinweg kultivierten Fähigkeiten und Neigungen unbeirrt nachgehen und so der Barbarei etwas entgegenhalten, wenn das Presswerk endlich geliefert hat: eine Schallplatte! Und damit zur Musik. Die orientiert sich an Elementen des Dub, erinnert hier und da an heruntergepitchtenMinimal Techno und vor allem an krautige Elektronik à la Harmonia und Cluster (»Mini Swipe«). In manchen Momenten klingt sie auch wie die nicht bedrohliche und entspannte Version eines John-Carpenter-Soundtracks (»Große Wolke«). Alles in allem präsentiert das selbstbetitelte Album von Cloud Management spektakulär unspektakuläre – man könnte auch sagen selbstbewusst und souverän vorgetragene elektronische Musik. In der Ruhe liegt die Kraft: Die Maschinen blinken, der Rhythmus pulsiert, langsam entstehen und verändern sich musikalische Motive, wiederholen sich Muster oder verschwinden langsam hinter neuen. Chaos? Fehlanzeige. Das herrscht vor der Proberaumtür, aber nicht hier drinnen, und das ist gut so.

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