Ceramic Dog
Ceramic Dog

»Hope«

Enja/Yellowbird

Auch Marc Ribot, Shahzad Ismaily und Ches Smith haben die Pandemie gut überstanden. Soweit gesund, trafen sie sich ab Mai 2020 in Ismailys Studio in Brooklyn zu den Aufnahmen für das nun erschienene vierte Ceramic-Dog-Album. Es heißt »Hope«. Vermutlich gerade deswegen, weil die Hoffnung – insbesondere die auf politische Veränderungen – im letzten Jahr gänzlich abhanden zu kommen drohte. Smith meint, dieses Album zeige im Gegensatz zum letzten mehr die Symptome eines politischen Burnouts. In der Tat: Die kämpferische Kraft, die 2018 »YRU Still Here?« mit Protestsongs wie »Muslim Jewish Resistance«, »Fuck La Migra« sowie Ribots »Songs Of Resistance« auszeichnete (»Knock That Statue Down« bleibt brandaktuell!), die sucht man auf »Hope« vergeblich. Der Opener »B-Flat Ontology« bietet Melancholie in Moll. Ribot fragt sich, was Žižek zu sagen hat. Nicht immer ein verlässlicher Ratgeber. Die folgenden Songs verarbeiten viele Elemente aus Ribots großem stilistischem Repertoire. Aber ein wenig entsteht dabei der Eindruck, das alles schon mal entschiedener gehört zu haben. Mal kommt ein bisschen Eighties-Feeling auf – Echsen in der Lounge, ick hör’ euch trapsen –, mal scheint ein Riff Bowies »Rebel, Rebel« zu zitieren. »The Activist« nervt in Endlosschleife, und das soll er wohl auch. »Ich habe das geschrieben, nachdem ich auf dem millionsten politischen Treffen gesessen habe, das nichts gebracht hat«, sagt Ribot, das desillusionierte Vorstandsmitglied der Music Workers Alliance. So wirklich begeistern kann zunächst nur das starke Solo in »Wanna«, das auch als Hommage an den großen New Yorker Gitarristen Robert Quine gehört werden kann. Aber dann ist da noch die zweite Hälfte des Albums. Die langen, ineinanderfließenden Instrumentals »The Long Goodbye« und »Maple Leaf Rage« zeigen das bestens eingespielte Trio in Hochform: kontemplativ bis kraftstrotzend. Und als Closer gibt es noch ein ebenso gelungenes, eigenwilliges Cover von Donovans »Wear Your Love Like Heaven«.

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