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Adams Äpfel (Adams aebler)

Dänischer Humor kann ganz schön schwarz sein – das beweist Anders Thomas Jensen in einer Komödie um einen Pfarrer, wie ihn das Kino seit Don Camillo selten gesehen hat.

Gottes Wege sind unergründlich. Ein Stehsatz, der auch das Motto von A. T. Jensens neuem Film sein könnte. Ausgerechnet einen Pfarrer und seine Schäfchen zu Hauptfiguren in dieser weltlichen Zeit zu machen, ist ja eine geradezu gewagte Entscheidung. Die Ära der gewitzten Gottesmänner wie Don Camillo oder Pater Brown ist schon einige Jahrzehnte her und Jensens Pastor Ivan (Mads Mikkelsen) ist ja nicht einmal gewitzt. Wortwörtlich befolgt er Bibelsprüche wie, »Wenn dir einer auf die rechte Backe schlägt, halte ihm auch die andere hin.« – Ein Angebot, das der Ex-Sträfling Adam (Ulrich Thomsen) nicht ausschlägt. Schließlich hat er sich vorgenommen, dem Pastor seinen Optimismus auszutreiben, gern auch mit Brachialgewalt.

Apfelkuchen backen

Eigentlich hat Adam nur die Aufgabe aus den Früchten des Apfelbaums neben der Kirche einen Kuchen zu backen, aber Ungeziefer, Blitzschlag und ein kaputter Ofen erschweren die Ausführung dieses Plans. Außerdem widmet sich Adam zunächst seinem persönlichen Kampf gegen Ivan. Der Pastor sieht stets nur das Gute und hält sich für einen wahren Mann Gottes, was seine Schutzbefohlenen, allesamt Haftentlassene, weidlich ausnutzen. Da ist etwa Gunnar (Nicolas Bro), Trinker und Sexualstraftäter, dessen Alkoholkonsum auch im Pfarrhaus enorm ist oder der Tankstellenräuber Khalid (Ali Kazim), der in seinem muslimisch-fundamentalistischen Rassismus, dem Neonazi Adam nicht nachsteht. So scheint Adam nicht einmal das schrägste Mitglied der Pfarre zu sein. Die seltsamen Ereignisse der nächsten Wochen bringen aber auch das Weltbild des abgebrühten Schlägertypen ins Wanken.

Alles wird gut

Als Fabel erzählt Anders Thomas Jensen eine unglaubliche Geschichte, die vom biblischen Buch Hiob inspiriert wurde. Der Regisseur und Drehbuchautor erweist sich als humoristischer Übertreibungskünstler, dessen Glaube an das Gute im Menschen in seinen Filmen immer wieder zum Ausdruck kommt. Wie schon in »Flickering Lights« (2000) verändern sich Verlierer und Galgenvögel im Laufe der Handlung zum Positiven hin. In »Adams Äpfel« hat möglicherweise sogar eine höhere Macht ihre Hand im Spiel. Zum Lachen bringt die Geschichte aber auch die Ungläubigen.

»Adams Äpfel« (R: Anders Thomas Jensen, Dänemark 2005) Derzeit in österreichischen Kinos

Home / Kultur / Film

Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
06.03.2007

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