Tabu, Thanatos, Trieb Alle Wege führen zu Freud: In »Tabu und Totem« versuchte sich der Wiener an einem anthropologischem Zugang zum Inzestverbot, ansonsten erklärte er den Trieb zum Motivationsfaktor des Jahrhunderts. Und dabei wurde »Thanatos« zum deutlich weniger attraktiven Bruder des Eros degradiert.
Take That tragen die Hauptschuld am Boygroup-Boom der Neunziger und an unzähligen gebrochenen Mädchenherzen. Und an Robbie Williams. Deswegen auch schön in der Kombination mit »Or Leave It«.
Talking Heads Mastermind David Byrne erfindet mit seinen Kumpanen New Wave mit, Brian Eno gibt mehr als nur Gastauftritte. Nach einer Vielzahl legendärer Alben und bemerkenswerten Filmarbeiten ist – wie es sich gehört – alles kaputt, das Haus abgebrannt. »Psycho Killer« macht immer noch sehr tanzbar klar, dass Unhöflichkeiten nicht toleriert werden sollten.
TATU Russisches Popduo in koketter Schuluniform und mit großer Liebe zur lesbischen Pose. Genug gesagt.
Talk Talk Britische Formation, die in den 1980er Jahren zuerst mit solidem – also fluffigem – Synthiepop und New-Wave-Songs wie »Such A Shame« in Europa erfolgreich war und sich später in die Gefilde des Prog-Rock aufmachte. Songwriter Mark Hollis setzte 1998 noch einmal zum Comeback an.
Teenager Die spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg zur Marktkategorie erhobene, Sozialgrenzen überschreitende Alterskategorie der – wenn man neueren Untersuchungen glauben darf – Alterlosen. Was folgt noch gleich auf Twens? Und wann endeten die Rebellionen? Nachzulesen u.a. bei den Herren Savage und Hebdige.
Teenage Fanclub hingegen sind eine der feinsten Alternative-Bands, die das nicht minder schöne Schottland je hervorgebracht hat. »The World’ll Be OK« klang selten überzeugender.
Tenacious D ist die Fusion von Schauspieler Jack Black und Gitarrist Kyle Glass. Die Gattungsbezeichnung »mock rock« spricht für sich, besonders, wenn sich die beiden in ihren Texten nicht nur als Helden der Musik, sondern auch als Experten in Liebesdingen gebärden. Das Projekt von Tenacious D ist aber vor allem medienübergreifend. Neben einer eigenen Serie wurde das Duo in »The Pick of Destiny« auch auf die große Leinwand losgelassen.
Terror Sollte dann bitte aufhören. Wird er aber wohl nicht. Wenn Clausewitz das gewusst hätte. Die nicht nur begrifflichen Verbindungen zur Avantgarde sind überaus bemerkenswert. Hier kann, ganz generell gesprochen, Denken helfen.
Text Ja, wir machen auch etwas mit Medien. Don’t get us started.
Tiger Lillies Londoner Trio mit Hang zu Surrealismus, Oper und Varieté. Zahlreiche Platten, nicht wenige davon nach literarischen Vorlagen (z.B. Andersen, Gorey, Lovecraft oder Silverstein) oder in Kooperation mit namhaften Mittätern wie den Einstürzenden Neubauten oder dem Kronos Quartett.
Tigers, not Daughters Eine der geheimnisvollsten Konzept-Bands, deren erste Scheibe ja immer noch auf sich warten lässt. Sehr schönes »King Lear«-Zitat als Bandname, daran könnten sich eine Menge Leute ein gutes (?) Beispiel nehmen.
Tigre, Le Kathleen Hannah versetzte Anfang der Neunziger mit Bikini Kill die Rrriot-Grrrls in Bewegung. Mit Le Tigre und elektroniklastigem Dance-Punk werden jetzt feministische Parolen tanzbar unters Volk gebracht. Sehr nett: »Hot Topic«, Le Tigres Hymne auf ihr persönliches Pantheon der Inspiration, inklusive Yoko Ono und Gertrude Stein.
the Vielbemühter Artikel, der nicht zuletzt mit dem Aufschwung von Independent (Danke, Strokes! Natürlich auch mit the) an die Tradition des Rock anknüpfen helfen soll. Einzigartigkeit liegt also auch in der Betonung. Nicht zuletzt lässt sich das auch am Titel dieser Reihe nachvollziehen. Man kann’s aber auch übertreiben:
The The. Ah so.
Theorie Sollte nicht aufhören. Wird es wohl auch nicht. Wenn Freud das gewusst hätte. Auch hier kann Denken helfen. Bitte mehr!
Throbbing Gristle Aus bildender Kunst und Performance (auch sehr schöner Name: COUM Transmissions) wird Musik, wird schließlich eine der Urformationen des Industrial. Nach einem Konzert in San Francisco löst sich die Band auf, ein Teil formiert sich als Psychic TV neu, 2004 kommt’s zur Reunion. Der Gottesdienst kann weitergehen.
Tindersticks Stuart Staples‘ Gesang ist ebenso unverkennbar wie wunderbar. Jede Platte – auch die weit unterschätzten Soundtracks für Claire Denis – ist ein Genuss. »Can our love …« Ja, sie kann.
Tinkerbell Kleines Fabelwesen, großes Drama: Autor J.M. Barrie kreierte Peter Pans Freundin so klein, dass in ihr immer nur Platz für eine einzige Emotion ist; dafür bringt ihr Feenstaub die »Lost Boys« zum Fliegen. Der Tinkerbell-Effekt ist Ausdruck des traurigen Schicksals von Phantasiegestalten: Sie existiert nur so lange, wie man an sie glaubt.
Tocotronic Ob Diskursrock oder Hamburger Schule: Mit ironischen Texten und tief in die seelenvollen Augen hängendem Haar emotionalisiert und politisiert sich das Quartett seit 1993 durch Musik zwischen Slogantexten und Popkulturbewusstsein, um schlussendlich die Ästhetik des Scheiterns in der »Kapitulation« zu entdecken.
Tod Je nach Gemütlage und Uhrzeit mehr oder weniger verhandelbar, bisher unausweichlich. Hier müssen wir uns wohl als Schüler von Woody Allen und Susan Sontag outen: Das Leben akkumuliert sich nirgendwo hin, Gott geht Problemen aus dem Weg. Nach dem Abspann geht das Saallicht nicht mehr an. Gewöhnt euch an den Gedanken, sagt Montaigne, aber geht daran nicht kaputt. Auch gut.
Tool Wünschenswerter Pathos in hohen Dosen, Videos, die eindeutig von den brillianten Brothers Quay inspiriert sind und Lautstärke, Lautstärke, Lautstärke.
Tosca Suizidale Opernsängerin in der gleichnamigen Oper von Giacomo Puccini. Weit weniger dramatisch als österreichisches Duo Richard (Kruder und) Dorfmeister und Rupert Huber, ihres Zeichens Bastler meditativer Sound-Landschaften. Für 2009 steht das fünfte Studioalbum mit dem treffenden Titel »No Hassle« an.
Tricky Eines der Wunderkinder des TripHop. Schlug nach seinem Mitwirken am ersten Massive-Attack-Album »Blue Lines« dann doch eher Solopfade ein und wusste mit wechselnden Vokalunterstützungen berechtigt zu begeistern. Insbesondere die früheren Arbeiten sind immer noch von ungebrochener Intensität. »Black Steel«!
TripHop Mitte der Neunziger wurde ausgehend von Bristol die Geschwindigkeit gedrosselt und das Downtempo-Hybrid aus verschiedensten Einflüssen wie HipHop, Dub und Electronica von Formationen wie Massive Attack, Portishead, Thievery Corporation und Tricky unter die Leute gebracht. Abstrakte Sounds, Breakbeats, Samples und hohe Frauenstimmen perfektionierten die musikalische Untermalung für melancholische Stunden.
TV on the Radio Zwischen vielen Stilen changierende Band aus New York, die sich seit ihrem an Radiohead angelehnten Debüt sehr sehr viel weiterentwickelt hat und mit »Despereate Youth, Blood Thirsty Babes« und (spätestens mit) »Return To Cookie Mountain« ein größeres Publikum erreichte. Ob das schon ein Fall von Perlen vor die Säue ist wird die Geschichte und insbesondere die Rezeption des zuletzt erschienen Albums »Dear Science« zeigen.