Der Gig von Drahdiwaberl um 17.30 Uhr verspricht ein besonderes Schmankerl zu werden. Danach, im nahe gelegenen Wien Museum, findet um 18.30 Uhr die Ausstellungseröffnung zum Vorlass des Drahdiwaberl-Masterminds Stefan Weber mit dem programmatischen Titel »Blutrausch« statt.
Die skug-Gastkolumne in Form eines Remixes eines Interviews mit Stefan Weber, erschienen in skug #94, 4-6/2013, wollen wir in diesem Zusammenhang den Online-Lesern nicht vorenthalten:
Heli Deinboek hat einmal festgestellt: »Wenn du bei Drahdiwaberl nicht dabei warst, hast du die Rock’n’Roll-Matura nicht gemacht«. Recht hatte er. 1969 war ich auf dem Londoner Konzert der Edgar Broughton Band. Dieser Gig war das Wildeste, das je meine Ohren gekitzelt hat. Wenn Broughton losbrüllte, sind den Bäumen die Rinden obeg’fallen. Dagegen waren die Sex Pistols Kindergartenburlis.
Im Jahr 1968 war Wien von einem Mailüfterl umwölkt, das sich bald wieder unbeschadet verzog. Noch zu dieser Zeit riskierte man als Typ mit langen Haaren, auf offener Straße eine Fotz’n zu kassieren. Mir ist das glücklicherweise nie passiert, ich habe nämlich ein Talent, welches auch von den SchülerInnen meiner Zeichenklassen sehr beziehungsweise nicht geschätzt wurde: ich kann unheimlich bös‘ schauen.
Der erste Wien-Auftritt von Frank Zappa mit The Mothers of Invention fand 1969 im Konzerthaus statt. Dort steht eine fünfmanualige Orgel, die wohl größte Österreichs. Zu Beginn des Konzerts ist einer dort hinaufgekraxelt. Er hat mit seinem schwarzen Kapuzencape wie einer vom Ku-Klux-Klan oder wie Dracula ausgesehen. Es muss wohl der Keyboarder der Mothers gewesen sein, denn er hat angefangen, Haydn- und Mozartstücke zu spielen. Anfangs hat das Publikum gelacht. Als es aber mehr als zehn Minuten so weiterging, haben einige »Pfui!« gerufen, sie waren ja des vermeintlichen Exzesses wegen gekommen. Nach einer Viertelstunde dieser beschaulichen Orgelklänge glich das Konzerthaus einem Hexenkessel. Schließlich glitt die Musik immer mehr in einen Horrorfilm-Soundtrack über, eine entsprechende Lichtshow setzte an, die Musiker enterten in Masken die Bühne und begannen zu spielen. Der Saal tobte.
Um das Publikum zu reizen, habe ich mir für Drahdiwaberl des Öfteren diesen Trick der Mothers ausgeliehen. Die Band-Mitglieder waren angewiesen, so lange wie möglich klassische Musik zu spielen. Derartig enervierende Zustände kann man nur erreichen, wenn man sie so lange zelebriert, bis es nervt. Die Drahdiwaberl-MusikerInnen waren schwer ang’feit, weil sie mit fauligen Paradeisern, Gatsch und Müll bombardiert wurden und ich habe mich abg’haut. Weswegen ich ihnen größten Respekt entgegenbringe.
Dieser Text aus skug #94 ist übrigens nicht im Programmheft des Into The City-Festivals enthalten. Das 24-seitige Programmheft wurde in skug #94 als Beilage eingeheftet, ist aber auch singulär erhältlich. Beispielsweise im Wien Museum am Karlsplatz, welches das diesjährige ITC-Festivalzentrum ist.
Für die Zeit des ITC wird das campus & cityradio 94.4 zum Festivalradio, sämtliche 13 Veranstaltungsabende werden live übertragen. Dazu kommen an jedem Abend eine Stunde Live-Radio vor Eventbeginn, nach den Diskussionen und vor den Konzerten. Zwischen 17.30 Uhr und ca. 22.30 Uhr wird auf www.cr944.at gestreamt. Das campus & cityradio 94.4 St. Pölten ist Mitglied des Verbands freier Radios in Österreich (VFRÖ).
Näheres zu den Acts des fulminanten Eröffnungsabends
Ebow (DE): www.intothecity.at/ebow-de
Texta (AT): www.intothecity.at/texta-at
Soultana (MA): www.intothecity.at/soultana-ma
Irie Révoltés (DE/FR): www.intothecity.at/irie-revoltes-defr
Aleatoric DJ (AT; skug): www.intothecity.at/aleatoric-dj-at
www.wienmuseum.at/de/ansicht/ausstellung/blutrausch-stefan-weber-und-drahdiwaberl.html
www.intothecity.at/drahdiwaberl-at-soultana-ma-irie-revoltes-defr-texta-at-ebow-de-aleatoric-dj-at
www.intothecity.at/eroffnung-ausstellung-blutrausch-steafn-weber-und-drahdiwaberl
Programm »Music and Politics«
www.intothecity.at
Foto:
Soultana, auch Diskussionsteilnehmerin am 12. Mai: »From Black Power To HipHop – die politische Dimension in afrikanischer Musik und Kunst«