Was für ein Auftakt. Warme, zugleich dunkel dünkende, Roland- und Korg-Synthesizertöne, Shoegazing-Melodien, Dreampop-kompatibel, aber nicht wirklich Dreampop, sondern märchenhaft scheinend, geerdet mit Electro-Beats. »Ariadna« ist ein gut gewählter Opener mit Regress auf die griechische Mythologie. Ariadne war Tochter des Königs Minos auf Kreta und später die Braut des Weingottes Dionysos und fungierte als Fruchtbarkeitsgöttin. Kedr Livansky schöpft aber nicht nur aus der Antike, sondern dürfte mit ihren wunderschön romantisch verklärten Song-Erzählungen eine Meisterin der Weltenflucht sein. Dass Yana Kedrina alias Kedr Livanskiy in Moskau lebt, ist gewissermaßen selbsterklärend für ihre Art von innerer Emigration. Soundmäßig wird ab der zweiten Hälfte des Albums offenbar, dass die Reise in technoidere Gefilde geht. Die Drumcomputer marschieren und irgendwie leuchten als Vorbilder der 1980er Ishevsk Sound (Pop Mechanica, Sergey Kuryokhin …) oder die elektroiden Bands des deutschen Krautrock durch. Livanskiys seit der EP »January Sun« gereifte, bombastischere Produktionskunst klingt eben NEU und eigenwillig, zwar in der Moderne operierend, jedoch mit schwerer melancholischer Schlagseite. Nicht zu vergessen: Ihr ätherischer Gesang birgt ein enormes Gefühl für tiefe Emotionen. Der Soundtrack für den Herbst 2017!
Kedr Livanskiy
»Ariadna«
2MR
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