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The Good Ones

»Rwanda Sings with Strings«

Glitterbeat

Es gibt Musik, die ist warm und freundlich. Musik für den Herbst, Winter oder dunklere Zeiten generell. Ruanda ist ein Land, das sehr dunkle Zeiten gesehen hat und doch voller Leben ist, gerade musikalisch. Das beweist das Folk-Duo The Good Ones mit seinem fünften Album »Rwanda Sings with Strings«. Folgt man dem Titel, so ist Ruanda ein Land, das vor warmen, zärtlichen Klängen förmlich vibriert. Das Album wurde an nur einem Nachmittag (!) in einem Hotelzimmer (!!) in Washington aufgenommen, mit den beiden Musikern Adrien Kazigira (Gesang, Gitarre) und Janvier Havugimana (Begleitgesang, Tamburin, Percussion) und mit Begleitung am Cello und der Violine. Noch dazu war alles beim ersten Take fertig, Demos gab es keine, die beiden Begleitmusiker kannten sich nicht einmal. Produzent Ian Brennan nennt es ein Experiment und lobt die ätherische Natur der Aufnahme. Recht hat er. Sofort gehen die vielstimmigen Melodien ins Ohr, auch, weil sie durch die Percussion fein akzentuiert und ohne jeden Kitsch von den Streichern gerahmt sind. Gesungen wird in der Landessprache Ruandas Kinyarwanda. Die englischen Titel verraten: Meist geht nicht um Gewalt, sondern um die Liebe, auch wenn sie (dem heiratswilligen Sänger) Schmerzen bereitet: »I Love You So Much, But You Refused To Marry Me«. Apokalyptische Titel wie »One Red Sunday, You Lied & Tried to Steal My Land« weisen auf den Konflikt, dem Ruanda als Land zwischen Agrarwirtschaft und Verstädterung gegenübersteht. Adrien Kazigira kann davon erzählen, als Farmbesitzer hat er das hautnah erlebt. Kazigira und Janvier Havugimana kennen sich seit ihrer Kindheit, verstört durch die Ereignisse des Genozids in Ruanda, stellten sie ihr Musikprojekt in den Dienst, die »good ones« in Ruanda zu suchen. Die Suche war erfolgreich, die Musik ist ein Beleg dafür, dass für knapp 40 Minuten auch einfach einmal Friede sein kann.

Home / Rezensionen

Text
Fabian Lutz

Veröffentlichung
03.10.2025

Schlagwörter

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