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Stumbeling Politely

»Therapy For Fun«

Self Release

»Therapy For Fun« ist das Debüt von Stumbling Politely, einer jungen Wiener Band, die Garage-Punk- mit Pop-Punk- und Indie-Einschlägen verbindet. Die Musik ist roh, direkt und auf den Punkt gebracht, zugleich durchzogen von einem Gespür für eingängige Hooks, was den Songs eine überraschende Leichtigkeit verleiht. Gekonnt spielt die Band mit Dynamik. Kurze Breaks, abrupte Enden, urplötzliche Steigerungen halten die Stücke in Bewegung, verweigern Bequemlichkeit. Track 3, »The Hole«, wirkt wie ein ungeduldiges Manifest. Lottes Anti-Gesang – hier absichtsvoll ein bisserl müde – erklärt, was »this« alles nicht ist und was es alles sein könnte und was man alles tun muss – mit gekonntem Wechsel in die Oberstimme bei einem Teil, den man durchaus als Refrain schubladisieren könnte. Track 5, »Ice Cream«, zeigt die humorvolle, fast ironische Seite der Band. Ein ambivalenter Song: Die Melodie ist eingängig, ja poppig, und doch nimmt das Stück bei ca. 00:30 abrupt Speed auf, so, als sollte ein typischer Pop-Song sabotiert und gleichzeitig gefeiert werden. Die Mischung aus Ernst und Spaß, aus gezügelter Wut und Selbstironie hält die gesamte EP zusammen. Der sechste Track, »ADHD«, ist ziemlich abwechslungsreich; spielt mit eingängigen Riffs, gekonnt verstimmter Gitarre, etwas Vokalakrobatik: Sprechgesang, Comic-hafter Stimme, Beinahe-Shouting und kurzen Basssolo-Einlagen. Und die Zeile »everybody is weird« können wir problemlos unterschreiben. Produziert wurde das Ganze von Riefi. Der Sound bleibt rau, ungeschönt, was den Garage-Charakter betont, doch gleichzeitig ist alles klar genug ausbalanciert, damit die Hooks im Ohr bleiben. Die Aggression des Punk verliert nichts an Wucht, während die poppigen Momente als organischer Bestandteil der Songs wirken und als Verkaufsargumente akzeptiert werden. Meckern auf hohem Niveau: Ich hätte die Vocals eine Nuance weiter nach vorne gemixt. Musikalisch lassen sich Einflüsse heraushören, die von den energetischen Ausbrüchen der Hives bis zu den abrupten Dynamikwechseln und dem schrägen Humor der Pixies reichen. Auch die ironische Haltung von Wavves schwingt mit, wenn die Band Popstrukturen aufgreift und gleichzeitig konterkariert. Doch »Therapy For Fun« ist keine Collage aus Vorbildern, vielmehr ein eigener Zugriff, der weiß, wann er Traditionen bedienen und wann er sie unterlaufen muss. So entstand ein Debüt, das Spielfreude und Entschlossenheit ausstrahlt. »Therapy For Fun« klingt nach Musik von einer Band, die etwas zu sagen hat und das mit Energie tut. Punk darf vieles, Stumbling Politely wollen viel – diese Haltung macht die EP zu einem Statement über das, was Rockmusik im Jahr 2025 noch sein kann: direkt, wild, humorvoll und mit Lust am Risiko. Stumbeling Politely – Lotte, Gesang; Thomas, Giratte (ein Tippfehler, als mir Bassist Zeck schrieb?) und Xandi an den Drums haben bereits eine Tour durch Deutschland gespielt mit ihren Freunden von Feder aus Graz. Am 25. September 2025 spielen sie gemeinsam mit Feder und Good Cop im Venster99 zu Wien und am 26. September gemeinsam mit Feder und Ropewalks in einer secret venue in Linz.

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Text
Sepp Wejwar

Veröffentlichung
08.09.2025

Schlagwörter

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