Steve Gunn wandelt zwischen vielen musikalischen Welten. Als Singer-Songwriter hat er in jüngerer Vergangenheit über Matador oder Thrill Jockey sehr zugängliche Alben veröffentlicht. Songs, arrangiert fürs Bandformat, mit Gesang und allem, was dazugehört, um über nicht ganz so experimentell gestimmte Ohren hinaus Gehör und ein etwas größeres Publikum zu finden. Inwiefern dies tatsächlich zahlenmäßig gelungen ist, das vermag ich nicht einzuschätzen, denn ich werde immer dann aufmerksam, wenn Gunn Musik veröffentlicht, die seiner Vergangenheit in GHQ (dem Trio mit Marcia Bassett und Pete Nolan) nähersteht. Da gab und gibt es regelmäßig Veröffentlichungen, wie etwa die mit dem Drummer John Truscinski, Gitarren-Fiddle-Duette mit Mike Gangloff, Aufnahmen im Quartett mit Beings (mit Shahzad Ismaily, Zoh Amba und Jim White) und vieles mehr – wie erwähnt, er wandelt zwischen vielen Welten und hat jetzt ein instrumentales Soloalbum veröffentlicht, das formal als Library Music durchgehen kann. Musik, dazu geeignet, als Soundtrack zu dienen und darüber hinaus als Quelle für vielerlei Inspiration und Projektionsfläche für Gedanken, die man sich machen kann, wenn man sonst keine Sorgen hat. Instrumentiert mit akustischer Gitarre, Synthesizern und ein wenig zusätzlichem Beiwerk, liegen die atmosphärisch ruhigen Klangflächen da wie die ruhende Oberfläche eines Bergsees am frühen Morgen: klar, kühl und einladend. Und wie das Bad darin den Geist reinigt, so kann auch Gunns Musik dazu anregen, sich aufgeräumt den jeweils nächsten alltäglichen Aufgaben zu widmen. Oder man leistet sich den Luxus, nichts zu tun, außer aktiv zuzuhören und mit Blick auf das Vinylgebirge im heimischen Wohnzimmer festzustellen: »Hätte auch auf Windham Hill erscheinen können«, denn in der Tradition von New Age, Ambient und Americana steht »Music for Writers« zweifellos. Zwischen William Ackerman, George Winston und Mark Isham kann auch Steve Gunn Platz finden und säße genau richtig. Mit dieser historisierenden Perspektive rücke ich ihn dann aber eventuell aus dem Interessensbereich all jener heraus, die ihn als den Musiker kennen, der Lieder singt. Die sollten sich aber durch mein angeberisches Herbeireden von obskuren Traditionen nicht abschrecken lassen und »Music for Writers« bei anhaltendem Interesse einfach auf sich wirken lassen, denn wie so oft kann diese Musik auch unbeeindruckt von »unnützem Wissen« gehört und für schön befunden werden.
Steve Gunned
»Music for Writers«
Three Lobed
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