Ein Monument von der Zeit, als man ihre Musik als »DDR-Jazz« bezeichnete, entdeckte Intakt diese 1990 aufgenommene und in der Versenkung verschwundene Platte als historischen Nachlass vier der bedeutendsten deutsche Jazzmusiker. Zentralquartett, seit den 70er Jahren zusammen, reiften, DDR oder nicht, zu einem Kollektiv, das Jazzmusik mit starkem Hang zur Freiheit produziert. Günter Sommer erinnert daran, dass das Schlagzeug ein Melodie Instrument ist, Schreie mischen sich in fast zigeunerhaft anmutende Ausbrüche, das »Sitz- und Aufsteh-Stück« beschert uns ein 70s Revival. Der gefasste Umgang mit der Improvisation, durch die sich die wahre Stärke des Quartetts beweist, wird eingebettet von swingenden Momenten, inmitten von feurigem Karneval Feeling (ja, auch Trillerpfeifen werden geblasen) ein an Ahmad Jamal erinnerndes Kadenzriff. Während Posaune und Altsaxophon den eher ausufernden Part stellen ist da immer diese Stabilität von Klavier und Percussion, Sommers Spiel scheint sich aus der ernsten Musik heraus entwickelt zu haben. Mit »Hymnus 3« von Sommer die erste Pause in diesem Feuerwerk an Ideen, das erste Zurücklehnen, Blues, Bekanntes im wunderschönen Kontrast mit diesen außergewöhnlichen Percussions. Was in den 70ern begann, nahm irgendwann ein Ende, blieb bei einer gemeinsamen Sprache, die heute etwas veraltet klingen mag. Der Kunst ihre Zeit.


Text
Denise Riedlinger
Veröffentlichung
08.06.2002
Schlagwörter
50
Bauer/Gumpert/Petrowsky/Sommer
Intakt