Headerimage Placeholder

World Vibes Festival, 17.-19.07.2008, Großreipersdorf

World Vibes vs. provinzielle Beschränktheit.

Zum ersten Mal fand im Juli das World Vibes Festival im Steinbruch in Großreipersdorf statt. Großreipersdorf befindet sich im Weinviertel in der Nähe der malerischen Orte Pulkau und Eggenburg. Organisiert wurde das Festival vom Verein City Vibes, einem Verein für Kunst, Kultur und Integration. Ein Festival muss her, dachten sich die Mitglieder des Vereins. Ein Festival, dessen Einnahmen dem ersten Bio-Active Camp Österreichs zu gute kommen sollen. Soweit. Sogut.
Zunächst musste der Regen abgewartet werden, um alles aufbauen zu können, weshalb sich der Beginn des Festivals auf die Abendstunden verlagerte. In der Wartezeit wurde viel kulinarisches geboten. Speisen aus Afrika, Mexiko, Sri Lanka und dem Weinviertel (Spanferkel u.ä.) wurden angeboten. Alles mit viel Liebe und Herz gekocht.
Reuben J. Silverbird, ein Indianer aus Arizona, vollführte die Eröffnungszeremonie: Er segnete die vier Himmelsrichtungen und sprach Worte der Versöhnung. Die Band, die ich noch an diesem Abend sah, war Bongoreggae. Eine großartige Combo mit Musikern aus Bangladesh, der Karibik und Afrika, die auch noch zu später Stunde mit weltmusikalischen Rhythmen und sanften Melodien bezauberten.

Großartige Musik und alles was recht(s) ist!

Der nächste Tag, der gleichzeitig auch auf Grund des Schlechtwetters und der geringen BesucherInnenzahl leider der letzte war, bescherte den Gästen einen musikalischen Höhepunkt – und einen peinlichen »Zwischenfall«. Silverbirds Zeremonie war wieder mitreißend, wurde aber unterbrochen. Plötzlich fuhren nicht weniger als vier Polizeiwägen vor – neun Polizisten fragten nach, ob unter den MusikerInnen oder anderen FestivalteilnehmerInnen jemand illegal im schönen Weinviertel war. Fehlanzeige. Seltsamerweise wurde die Ausweiskontrolle nur bei den schwarzen Musikern und den Menschen aus Sri Lanka sowie einem Mexikaner durchgeführt, der ein gutgehendes Lokal in Wien hat. Die Polizisten fragten auch nach dem Beruf eines Sri Lankesen und wollten die genaue Adresse haben. Hätten sie ihn in Wien auch noch besucht? Beherzte »österreichisch« ausschauende BesucherInnen des Festivals, die »natürlich« nicht kontrolliert wurden, zeigten trotzdem ihre Dokumente. Diese Courage entlockte einem »Hüter des Gesetzes« ein erschrockenes: »Na von Ihnen ned!« Auf die Frage, wer sie denn geschickt hatte hieß es »Bezirkshauptmannschaft«. Er sei im Dienst und dürfe als Privatmann nichts dazu sagen, meinte einer der Polizisten. Vom Festival weiß niemand, aber die Bezirkshauptmannschaft schickt gleich einmal die Polizei … Bei einem Blasmusikkonzert oder der Modeschau des Trachtenvereins – schaut die Polizei da auch »routinemäßig«, ob alle einen Ausweis dabei haben?
Eine Weile beehrte die Polizei das Festival noch mit ihrer hochgeschätzten Anwesenheit, dann setzen sie sich wieder in ihre Streifenwägen und weg waren sie. Diese mehr als peinliche Aktion machte wieder klar: Österreich ist ein Rechts-Staat!
Die Bands und die Gäste waren durch diese Frechheit verärgert, ließen sich dann aber doch die Stimmung nicht verderben.

Show them what you can do!

Weiter im Programm ging es mit Amsabadar, einer Gruppe aus afrikanischen und österreichischen MusikerInnen, unter ihnen auch Mitglieder des City Vibes Vereins. Mit der starken und beeindruckenden Stimme von Sasa Bambalan und der Mischung aus Rhythmus und Melodien, die manchmal an Musicals erinnern, war die Band ein Höhepunkt. Bambalans Stimme klingt manchmal mädchenhaft, dann wieder wie Janis Joplin.
Wie vielfältig das Programm war, zeigte die nächste Band. Die junge Band BraQ aus Wien hatte ihren ersten Auftritt. Schlagzeuger, Bassist und Saxophon. Das wäre noch nicht so besonders – was die Band aus der Masse der Bands herausstechen lässt, ist die Tatsache, dass zu der Gruppe zwei Rapper gehören, die nicht nur kritisch-witzige Texte, sondern auch einen frei assoziierten Rap zum Besten gaben. Rap und Saxophon – diese Band hat großes Potenzial und sicher eine große Zukunft!
Der Kontrapunkt, um es musikalisch auszudrücken, stellte die letzte Band des Abends dar: Insanity aus dem Weinviertel – der Name ist Programm. Positiv anzumerken ist, dass die Band, obwohl ihr Auftritt erst weit nach Mitternacht stattfand und obwohl wenig Publikum da war, höchst professionell ihre Show abzog – mit allen Schikanen. Also geschminkt und in voller Montur. Ihre Texte schwankten zwischen dunklen Stories und Selbstironie. Beim Singen versuchte der Sänger den »Fürst der Finsternis« zu mimen, doch kaum bedankte er sich artig, verfiel er wieder in einen netten Plauderton. Sympathische horror show!

Good vibes

Nicht zu vergessen sind die herrliche Lightshow und der tolle Sound. Es ist sehr schade, dass genau an diesem Wochenende u.a. das Nuke Festival in St.Pölten stattfand und nicht die einzige Konkurrenz für das World Vibes Festival war.
Es bleibt zu hoffen, dass sich der Verein und die Bands nicht unterkriegen lassen! Ihre Musik, die Visionen und Ideen dahinter sind es auf alle Fälle wert, verfolgt zu werden!
One Love. One World.

>> www.cityvibes.at

Home / Musik / Konzert

Text

Veröffentlichung
14.08.2008

Schlagwörter

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen